StartPlanenFinanzierungGreenspan lässt die US-Zinsen steigenvon Robert Haselsteiner*

Greenspan lässt die US-Zinsen steigenvon Robert Haselsteiner*

Nachdem sich US Notenbank-Chef Alan Greenspan positiv zur Konjunkturentwicklung in den USA geäußert hat, haben Investoren am amerikanischen Anleihemarkt verkauft und damit die Aufwärtsbewegung bei den Kapitalmarktzinsen verstärkt. Die Aussagen Greenspans werden als Ankündigung interpretiert, dass in den nächsten Monaten weitere kleine Leitzinserhöhungen folgen werden

Nachdem sich US Notenbank-Chef Alan Greenspan positiv zur Konjunkturentwicklung in den USA geäußert hat, haben Investoren am amerikanischen Anleihemarkt verkauft und damit die Aufwärtsbewegung bei den Kapitalmarktzinsen verstärkt. Die Aussagen Greenspans werden als Ankündigung interpretiert, dass in den nächsten Monaten weitere kleine Leitzinserhöhungen folgen werden. Zuvor war eine Atempause erwartet worden. Ein weiterer Faktor für den jüngsten Zinsanstieg in den USA: Die überraschende Kurserhöhung des chinesischen Yuan und die Auflösung der Dollar-Bindung. In Zukunft wird der Yuan in engen Bandbreiten an einem Korb der wichtigsten Handelspartner von China ausgerichtet. Das bedeutet zugleich, dass die Reservehaltung der chinesischen Zentralbank auf mehrere Währungen verteilt wird. Dies wiederum hat Spekulanten am US-Anleihemarkt zu Verkäufen bewegt. Sie erwarten, dass von Seiten Chinas zukünftig weniger US-Anleihen nachgefragt werden. Die Zinsen in Euroland sind von diesen Entwicklungen in den vergangenen Tagen fast unberührt geblieben. In Europa dominiert weiterhin die Einschätzung, dass das Wachstum noch mehrere Jahre unter dem historischen Niveau bleibt. Überdies wird erwartet, dass die notwendigen Strukturreformen, hohe Arbeitslosigkeit und knappe öffentliche Haushalte weiterhin die Konsumneigung bremsen. Die einzige Stütze für die Wirtschaft bleibt damit der Export. Doch der reicht nicht aus, um eine Eigendynamik zu entfachen. Vor diesem Hintergrund werden die Kapitalmarktzinsen in Euroland weiterhin auf niedrigem Niveau verharren. Mit kurzzeitigen Schwankungen in Anpassung an Vorgaben aus den USA ist jedoch immer wieder zu rechnen.

Während eine Prognose für die kommenden Monate möglich ist, bleibt jede Aussage zur Entwicklung der Zinsen über die nächsten 20 Jahre Spekulation. Deshalb sollten langfristig orientierte Bauherren und Immobilienkäufer für Planungssicherheit sorgen. Die aktuell extrem günstigen Langfristkonditionen sollten unbedingt genutzt werden, um den Kredit gegen spätere Zinsanstiege abzusichern. Der Aufpreis für die Sicherheit durch lange Zinsbindungen ist überschaubar. Darlehen mit 15-jähriger Zinsbindung kosten nur unwesentlich mehr als Darlehen mit 10-jähriger Zinsbindung. Hintergrund: Die Zinsstrukturkurve, also der Abstand zwischen Geldmarktzinsen und langfristigen Kapitalmarktzinsen, ist sehr flach. Wer lange Zinsbindungen mit einer höheren Tilgung kombiniert, kann so nach 20 bis 25 Jahren schuldenfrei sein. Darlehensnehmer mit großen variablen Gehaltsanteilen sollten zumindest einen Teil des Kredits variabel halten, mit einer Tranche, die an den EURIBOR-Satz gebunden ist. Solche Kombi-Darlehen vereinen ein Annuitätendarlehen mit fester Zinsbindung mit einem variablen Darlehen. Sie bieten einerseits Sicherheit und günstige Konditionen. Andererseits kann der variable Teil jederzeit zum Zinsanpassungstermin teilweise oder ganz zurückgezahlt werden. So können Sondertilgungen in beliebiger Höhe und ohne Zusatzkosten vorgenommen werden. Attraktiv sind derzeit ebenso Konstant-Darlehen, die eine vollständige Rückzahlung des Darlehens in 22 Jahren zu einem effektiven Zinssatz von 4,22% ermöglichen.

Die Bestsätze für Annuitätendarlehen für 5 Jahre liegen derzeit bei 2,98%, für 10 Jahre bei 3,56%, für 15 Jahre bei 3,81% und für 20 Jahre bei 4,03% effektiv.

Tendenz:
– kurzfristig: seitwärts
– mittelfristig: seitwärts

* Robert Haselsteiner ist Gründer und Vorstand der Interhyp AG. Er verfügt über langjährige Erfahrung im Investment Banking – unter anderem im Fixed Income Bereich – bei Salomon Brothers und Goldman Sachs.

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