Türen und Tore aus einer Hand: Alles ist groß bei Zellstoff Stendal, dem derzeit modernsten Zellstoffwerk Europas: 600 Hektar Fläche, Produktionskapazität bis zu 570.000 Tonnen pro Jahr, Investitionsvolumen nahe einer Milliarde Euro. Um die gesamte Anlage hochzuziehen, benötigten die Bauarbeiter keine zwei Jahre – Rekordbauzeit. „Alle Gebäude entstanden gleichzeitig. Im Grunde handelte es sich nicht um eine Baustelle, sondern 44 parallel betreute Projekte“, berichtet Klaus-Ulrich Müller, Fachbauleiter für Türen und Tore von Teckentrup (Verl)
Türen und Tore aus einer Hand: Alles ist groß bei Zellstoff Stendal, dem derzeit modernsten Zellstoffwerk Europas: 600 Hektar Fläche, Produktionskapazität bis zu 570.000 Tonnen pro Jahr, Investitionsvolumen nahe einer Milliarde Euro. Um die gesamte Anlage hochzuziehen, benötigten die Bauarbeiter keine zwei Jahre – Rekordbauzeit. „Alle Gebäude entstanden gleichzeitig. Im Grunde handelte es sich nicht um eine Baustelle, sondern 44 parallel betreute Projekte“, berichtet Klaus-Ulrich Müller, Fachbauleiter für Türen und Tore von Teckentrup (Verl). Diese Dimension erforderte Teamarbeit – insbesondere mit den Projektleitern – und hohe Flexibilität. „Das Besondere ist nicht die einzelne Tür oder das speziell gefertigte Tor, sondern dass alle Türen und Tore in kurzer Zeit in der richtigen Beschaffenheit montiert worden sind“, resümiert Müller.
In der Altmark (Arneburg bei Stendal) produziert das modernste Zellstoffwerk Europas seit einigen Monaten. Rund 550.000 Tonnen Zellstoff verlassen die Fabrik pro Jahr. Mehr als 500 LKW liefern täglich Rohstoffe an. Die Elbe ist neben Gleis und Straße dritter Versorgungsweg und liefert Kühlwasser.
Auf dem riesigen Areal – sechs Millionen Quadratmeter – entstand eine komplexe Infrastruktur. Das wirkte sich auf die Durchgänge aus. Nur selten kam ein Tor „von der Stange“ zum Einsatz. Industriepartner für Türen und Tore war Teckentrup (Verl): „Der Bauleitung stand jederzeit ein Fachmann zur Seite, zum Beispiel für die Lösung von Detail-Anschlüssen“, berichtet Müller. Er oder seine Kollegen von der Niederlassung Halberstadt waren seit dem Aufmaß im Juni 2003 regelmäßig vor Ort, manchmal auch zu dritt. „Alle Bauabschnitte entstanden gleichzeitig. Zeitweise arbeiteten rund 2.500 Arbeiter auf der Baustelle.“ Die Planungsbeteiligten agierten eng vernetzt.
Partnerschaftliches Miteinander sorgte für Erfolg
Sobald eine Wand in einem der 44 Gebäude (bzw. Teilgebäude) fertiggestellt war, musste die Tür oder das Tor montiert werden – pro Bauwerk bis zu 50 Bauelemente. „Es gab wie in jedem Planungsprozess dieser Größe immer wieder Änderungen. Um diese schnellstmöglich im Werk bekannt zu machen, wurde bspw. die Türliste täglich via Internet aktualisiert“, berichtet Müller. Die gesamte Projektierung lief gleitend und Web-gestützt. Das forderte Kreativität, technisches Know-how und Lernbereitschaft sowie Gewerke übergreifendes Arbeiten. Im Laufe der Bauzeit perfektionierte sich das Zusammenspiel: Anfangs mussten die Produktions-Mitarbeiter in Verl noch genau schauen, ob sich Größe, Material oder eine andere Eigenschaft in der Türliste geändert hatte. Später waren diese Modifikationen entsprechend gekennzeichnet. Dies führte zu den kurzen Bau- und Lieferzeiten.
Architektur im Funktionsbau
Fabriken erheben nicht den Anspruch hoher architektonischer Klasse – aber eine gestalterische Linie gehört heute auch in eine Produktionsanlage. „Alle Türen in Stendal haben das für dieses Werk typische Sichtfenster und sind mit Stoßblech und der gleichen Drückergarnitur ausgestattet, jeweils aus Edelstahl“, nennt Müller die optische Klammer. Die Türen wurden verzinkt und grundiert geliefert und auf der Baustelle lackiert. Die Tore kamen bandbeschichtet im Farbton RAL 1006 nach Stendal. Außerdem verfügen die Türen über einen Wetterschenkel als Standard, der vor Schlagregenschäden schützt. So wird die Funktion Teil der einheitlichen Gestaltung. Hinzu kommt die robuste Qualität – ausschließlich Edelstahlbänder kamen zum Einsatz. Unabhängig von der Einbausituation (z. B. KS-Mauerwerk, Stahlbeton oder Trapezblechwände) wurde dieses einheitliche Design umgesetzt. „In Stendal entstanden Lösungen für vier unterschiedliche Schwellensituationen. Im Extremfall war der linke Wandanschluss aus einem anderen Werkstoff als der rechte. Das forderte das ganze Wissen unserer Techniker – auch bezüglich der Zulassung“, berichtet Müller.
Neben den unterschiedlichen Einbausituationen galt es, die Randbedingungen hinsichtlich Brand- und Rauchschutz, Schallschutz oder Sicherheit individuell für jedes Bauteil spezifisch anzupassen. „Ohne die Liste im Web wäre diese Projektierung unmöglich gewesen. Aber so hatten wir immer alle Daten sofort verfügbar – die Beschreibung umfasste alle relevanten Eigenschaften, von der Bezeichnung des Bauelementes über mechanische oder bauphysikalische Eigenschaften bis zur konkreten Lage auf den Plänen und Zeichnungen“, erläutert Müller.
Tür und Tor aus einer Hand
Verschiedene Sectionaltore, 40 Roll- und 19 Falttore, rund 600 Türen. Übergrößen, Funktionen wie Wärmedämmung, Schallschutz (bis 55 dB), Brand- und Rauchschutz oder die Umschließung einer Kranbahn durch ein Falttor, mehr als 30 Meter über dem Boden. Das Tür- und Tor-Programm verlangte einen besonders kompetenten Partner. „Wir lieferten Sonderlösungen in nahezu jeder gewünschten Form und Größe und mit jeder Funktion – inklusive Brand- und Rauchschutz oder besonderer Stabilität. Kurze Lieferfristen forderten das Unternehmen logistisch, denn die Türen mussten meistens innerhalb von drei Wochen auf der Baustelle sein“, berichtet Müller.
Ein „Rundgang“ über das Werksgelände führt vorbei an den vielen unterschiedlichen Lösungen. Gleich hinter dem Eingang liegt das Feuerwehrgebäude (G 830). Hier kommen große Sectionaltore zum Einsatz. Integrierte Lichtbänder lassen Tageslicht in die Halle. Fest installierte, abgehängte Klima- und Kabelschächte versperren den direkten Weg horizontal in die Halle. Daher gleiten die Feuerwehrtore zunächst nach oben und dann in die Halle. Trotz ihrer Größe lassen sie sich im Notfall per Hand bedienen. Neben dem Antrieb mit Feuerwehr- Notentriegelung sorgen Schlaffseil-, Federbruch- und Absturzsicherung dafür, dass auch im Unglücksfall niemand zu Schaden kommt. Die Eingänge zur Feuerwehrhalle sind mit wetterfesten Multifunktionstüren (DW 42-1 Teckentrup) versehen.
Dübel im Zargenfalz ersetzen Mauerankermontage
Die Montage erfolgte in der Regel mit verdeckten Zargenankern. „Wenn Wandflächen oberflächenfertig erstellt werden (Kalksandstein, Beton usw.), nutzen wir die verdeckte Montagetechnik für Eckzargen und Umfassungszargen. Eine pfiffige Idee unserer Konstrukteure, die besonders Architekten anspricht“, meint Müller. Das System ist auch für Feuerschutztüren zugelassen.
Um in der Zentralwerkstatt (G 830) viel Tageslicht zu erhalten, verfügen auch die Rolltore über Lichtbänder. Eine Luftschleieranlage schützt vor Wärmeverlusten, wenn das Tor offen steht.
Gegenüber der Werkstatt liegen das langgestreckte Maschinenhaus sowie die Schwach- und Starkgas-Systeme. Hier fallen die gereihten Trafotüren auf. Ihre Gitterquerschnitte sind entsprechend des benötigten Luftaustauschs dimensioniert.
Ein Blickpunkt ist das Kesselhaus, ein rund 80 Meter hohes Gebäude. Die Türen zum Kesselraum sind T30, rauchdicht, druckfest und mit Panikfunktion ausgestattet, um im Havariefall Schutz zu bieten. Beispielhaft für die Gesamtanlage lohnt sich hier ein Blick auf den Brandschutz: Der erste Fluchtweg führt innen durch das Treppenhaus. DIN-gerecht sind die Zugänge mit T30-Feuerschutztüren ausgestattet. Der zweite Fluchtweg führt über das außenliegende Treppenhaus. Mit dem „Stendal-typischen“ Lichtausschnitt lassen die besonders robusten Stahltüren Tageslicht nach innen – und tragen zur Sicherheit bei, denn man sieht, ob jemand auf der anderen Seite der Tür steht.
Auf dem Gelände liegt auch eine Sauerstoffanlage (G 441). An diesem Gebäude kam ein zweiflügeliges Schiebetor in T90, als rauchdichte Ausführung, zum Einsatz. Die absenkbaren Dichtungen im Sturz und zum Fußboden erfüllen zusätzlich auch Schallschutzforderungen. „Weil die Dichtung beim Öffnen und Schließen nicht über den Boden schleift, ist diese Dichtung außerordentlich langlebig“, weiß Müller.
Sondergrößen – besonders groß
An einigen Stellen beeindrucken die Türen schon durch ihre (Über)Größe: Im Gebäude der „Kesselspeisewasseraufbereitung“ (G 242) sind die Türen bspw. 12 Quadratmeter (3 x 4 m) groß, mit 4,47 x 2,50 Meter sind die Zweiflügel-Türen zur Entrindung sogar noch imposanter. Sie sorgen gleichzeitig für Schallschutz. Fachbauleiter Müller: „Viele Maschinen sind sehr laut, der Schallschutz ist also wichtig.“ Allerdings könnte es mit den sehr großen Flügeln bei hohen Windlasten schwer werden, die Türen manuell zu bewegen.
Noch höhere Ansprüche an den Lärmschutz stellt die Hackschnitzelerzeugung: Hier dämmt die Schallschutztür dw 105-2. Durch ihre besondere Dichtung erreicht sie einen Schalldämmwert von Rw = 55 dB (bewertetes Schalldämm-Maß).
Die aufwändigste Sonderkonstruktion bekam die Kocherei (G 411). In rund dreißig Metern Höhe durchbrechen Kranbahnen die Außenhülle. Geschlossen wird die Gebäudeöffnung von einem vierflügeligen, speziell konstruierten Falttor (3 x 5 Meter). Neben der ungewöhnlichen Form mit der Aussparung für den Träger mussten die Ingenieure auf die enorme Windlast in dieser Höhe achten. Insgesamt wurden drei Tore in dieser Höhe montiert (die weiteren im Maß 2,5 x 4,85 Meter). Am Boden öffnet ein übergroßes Rolltor (7 m Breite) die Halle.
Am Kalkofen (G 541) war die Anforderung an die Langlebigkeit der Türen besonders hoch. Hier sind dw 42 Mehrzwecktüren aus 1,5 Millimeter dickem Blech sowie rauchdichte T 30-Türen montiert. Die Zufahrt erfolgt über ein 5,7 x 4 Meter großes Falttor.
In der Halle für die Kaustizierung (einem Produktionsschritt, bei dem Produktionsabfälle als Rohstoffe zurückgewonnen werden) erfolgte die Montage der Außentüren in luftiger Höhe – noch bevor die Außentreppe gebaut war. Die Monteure arbeiteten auf Scherenbühnen, immer in der Hoffnung, dass die später folgenden Anschlüsse (hier also die Außentreppe) mit ihrem Aufmaß übereinstimmen werden.