Langfristig lauern Inflationsgefahren
Der globale Abschwung beschleunigte sich in den letzten Monaten in einem bisher nie gekannten Ausmaß. Viele Industriestaaten befinden sich inzwischen in der schwersten Rezession seit der ersten Ölkrise in den 70er Jahren. Weltweit wird das Wachstum mit rund 0,5% in diesem Jahr sogar den schwächsten Wert seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs errreichen. Gleichzeitig reißen die schlechten Nachrichten aus dem Finanzsektor nicht ab. Allmählich wird aber Licht am Ende des Tunnels erkennbar.
Erste Fühindikatoren deuten auf eine Stabilisierung der Konjunkturentwicklung im späteren Jahresverlauf. Und auch die umfangreichen Stützungsmaßnahmen der Geld- und Fiskalpolitik für Konjunktur und Banken machen Hoffnung, dass der Tiefpunkt der Krise erreicht ist. Die Konjunkturprogramme könnten allerdings auf Kosten der langfristigen Preisniveaustabilität gehen. Staatsdefizite und Geldmenge werden infolge der beschlossenen Maßnahmen stark ansteigen. In der Vergangenheit war ein hohes öffentliches Defizit bei gleichzeitig starkem Geldmengenwachstum häufig ein Garant für hohe Inflationsraten. Ob es tatsächlich so weit kommt, hängt allerdings auch wesentlich vom künftigen Verhalten der Politik ab. Werden die staatlichen Ausgaben bei klaren Anzeichen für einen nachhaltigen Konjunkturaufschwung schnell wieder zurückgefahren, kann ein starker inflationärer Prozess vermutlich noch vermieden werden.
Für Investoren und Eigenheimerwerber könnten sich die Finanzierungskonditionen allerdings sehr schnell verschlechtern, wenn die Inflationsraten anziehen. Denn die Notenbanken müssten ihre Leitzinsen erhöhen, um die Geldentwertung in Schach zu halten. Aktuell befinden sich die Zinssätze noch auf einem sehr niedrigen Niveau. Angesichts sehr schlechter Konjunkturdaten haben viele Notenbanken ihren Leitzins auf ein historisches Rekordtief gesenkt. Die längerfristigen Zinssätze dürften ihren Tiefpunkt bereits erreicht haben. Kredite mit einer langfristigen Festschreibung der Zinssätze dürften sich daher kaum weiter verbilligen. Auf Sicht der kommenden Jahre hat die Wahrscheinlichkeit deutlich höherer Zinsen durch die Konjunkturprogramme und die damit verbundenen Inflationsgefahren zugenommen.