Immer locker bleiben
Jeder Rasen verfilzt mit der Zeit. Was die Filzbildung begünstigt und was
Sie dagegen unternehmen können, zeigt dieser Ratgeber.
Rasenfilz ist im Wesentlichen ein Gemenge aus abgestorbenen Pflanzenfasern. Dieser Mulch ist durchaus erwünscht, da er dem Boden Nährstoffe zuführt. Ab einem bestimmten Umfang bilden sich jedoch Verdichtungshorizonte. Sie behindern den Gasaustausch sowie das Eindringen von Regenwasser und Dünger. Die bisweilen gallertartige Masse verklebt die Pflanzenporen über und unter der Grasnabe, was die Photosynthese beeinträchtigt. Dann leiden auch die Wurzeln, die weniger Wasser aufnehmen können und mangels Vitalität schneller absterben. Ein geschädigter Rasen ist weniger scherfest und verfilzt noch schneller.
Was fördert die Bildung von Rasenfilz? Je niedriger die Temperatur, umso eher und mehr Filz entsteht, da Kälte fast alle mikrobiologischen Prozesse verlangsamt. Keine gute Wahl sind Grassorten wie Bent und Bermuda, die stärker als andere zu Filz neigen. Anaerobe Konditionen mit stehender Feuchtigkeit bei geringer Belüftung fördern die Bildung von Adventivwurzeln, die ohne Hauptachse den Boden buschig verdichten und Filz provozieren. Zu wenig Sand im Erdreich trägt zu einer kompakten Schichtung bei, was dem Filz sprichwörtlich den Boden bereitet. Zu viel organisches
Material und Stickstoff, also auch Dünger, fördert die Filzbildung per definitionem. Auf den ph-Wert des Bodens achten, denn ein saures Milieu hemmt die Aktivität von Bakterien, die Pflanzenreste zersetzen. Nicht zuletzt gilt regelmäßiges Mähen als simple Prävention, da die Filzneigung mit dem Schnittgut steigt.
Was tun, wenn Rasenfilz bereits ein Problem ist? Generell „das Übel an der Wurzel packen“, also vor allem die Bodenbeschaffenheit verbessern: Rasenpflanzen wachsen und gedeihen von unten nach oben, nicht umgekehrt. Mit der Lockerung der Grasnabe geht es los. Dies erfolgt mechanisch, wofür auf Rasenregeneration spezialisierte Hersteller wie Wiedenmann Anbaugeräte für Kompakttraktoren anbieten. Sie schlitzen die Grasschicht und bei entsprechender Eindringtiefe auch die obere Bodenschicht auf. Das unweigerliche Verletzen der Wurzeln ist gewünscht: Sie bilden dann vermehrt
Auxin, ein Wachstumshormon. Der Abstand der Schnittreihen sollte zwischen 75 und 150 mm betragen. Eine Maßnahme, die sich bei Verwendung von Feinschnittmessern an der Oberfläche kaum bemerkbar macht – wichtig, wenn der Rasen anschließend bespielt und der Balllauf nicht beeinträchtigt werden soll. Bei empfindlichen Böden wie Golfgreens empfehlen sich Geräte mit hydraulischem Gewichtstransfersystem, womit leichte Maschinen Ergebnisse erzielen, die sonst nur mit schwerem Gerät möglich wären.
Für die nachhaltige Kur unterhalb der Grasnabe Maschinen zum Aerifizieren einsetzen. Sie stechen über Zinken Löcher mit einem Durchmesser von 5 bis 25 mm in bis zu 250 mm Tiefe in den Boden. Diese Maßnahme hat enormen Einfluss auf den Gas- und Wasseraustausch, zumal den Wurzeln Platz geschaffen wird, sich in die Freiräume auszudehnen. Tipp: Hohlzinken verwenden, um den Filz förmlich auszustechen statt zu verdrängen. Damit der Boden nachhaltig locker bleibt und „Mikrospeicher“ entstehen, sollte nach dem Aerifizieren Sand eingebürstet werden. Nachsaat und Düngung nach Bedarf im Anschluss an das Aerifizieren. Im so präparierten Boden können sich die
Wurzeln optimal entwickeln. Zu Art, Häufigkeit und Zeitpunkt der Anwendung einen Fachmann befragen. Viele Rasenspezialisten unterhalten dafür eine kostenlose Hotline. Als Nebeneffekt der Bodenpflege reduzieren sich übrigens die Arbeiten an der Grasnabe, die nicht nur vitaler aussieht, sondern tatsächlich widerstandsfähiger ist und weniger oder keinen Dünger benötigt.