Darlehensnehmer müssen im schwankenden Zinsumfeld mit Konditionsunterschieden rechnen
Nachdem die Zinsen für Immobilienkredite im März um fast einen halben Prozentpunkt zugelegt haben, sind die Konditionen im April wieder unter die 4-Prozent-Marke gesunken. Da Banken und Versicherungen die Zinsanpassungen unterschiedlich schnell an Kunden weitergeben, sollten Darlehensnehmer die Angebote genau vergleichen.
Wer ein Haus kaufen möchte, sollte nicht nur beim Kaufpreis hart verhandeln. Denn ob ein Darlehen 3,9 Prozent oder 4,2 Prozent kostet, macht einen gewaltigen Unterschied. „Vielen Darlehensnehmern ist nicht bewusst, wie extrem ein scheinbar minimaler Konditionsunterschied ein Hypothekendarlehen verbilligen oder verteuern kann“, erklärt Kai Oppel vom Baugeldvermittler HypothekenDiscount. Bei einem Kredit über 200.000 Euro verteuert eine Zinsdifferenz von nur 0,3 Prozentpunkten das Darlehen während einer zehnjährigen Zinsbindungsfrist um etwa 7.000 Euro.
Gerade in den vergangenen Wochen waren die Konditionsdifferenzen zwischen den Anbietern größer als gewöhnlich. „Kreditgeber passen ihre Finanzprodukte in unterschiedlicher Geschwindigkeit an das Marktgeschehen an – teilweise auch, um den eigenen Vertrieb zu steuern“, sagt Oppel. Doch auch die Refinanzierung der Banken spielt eine Rolle. Für gewöhnlich bieten Versicherer im steigenden Zinsumfeld etwas bessere Konditionen, weil sie zeitverzögert reagieren. Banken, die bei der Preisfindung der Darlehensprodukte die tagesaktuellen DGZF-Renditen heranziehen, handeln schneller. Im sinkenden Zinsumfeld, wie es aktuell vorherrscht, sind sie meist die bessere Wahl. Im Gegenzug müssen Kreditnehmer bei günstigeren Anbietern aber auch eine längere Bearbeitungszeit von 3 bis 4 Wochen einplanen.
Allerdings ist es mit dem Zinsvergleich allein nicht getan. Wer beispielsweise mit nur einem Prozent tilgt, obwohl er sich problemlos zwei Prozent leisten könnte, lässt sich binnen zehn Jahren einen Tilgungsvorteil von rund 5.000 Euro entgehen. Vorsicht angebracht ist zudem bei der Wahl der Zinsbindung. „Wer in Niedrigzinsphasen eine Zinsbindung von nur fünf Jahren vereinbart, geht das Risiko ein, bei der Anschlussfinanzierung durch höhere Hypothekenzinsen mehrere Tausend Euro mehr zahlen zu müssen“, sagt Oppel. Hier bieten besonders Versicherer Darlehensprodukte mit langen Zinsfestschreibungen von 20 Jahren und mehr. Bei der Wahl der Kreditart müssen Darlehensnehmer laut HypothekenDiscount vor allem entscheiden, ob sie Flexibilität oder Sicherheit benötigen. Davon hängt ab, ob ein variables Darlehen oder ein klassisches Annuitätendarlehen die richtige Entscheidung ist