Tipps zum Matratzenkauf

Die Lügen der Matratzenverkäufer

Gesunder Schlaf ist wichtig. Und das ist für eine Branche besonders lukrativ: den Matratzenhandel. Darum gibt es viele Verkaufsargumente und augenscheinliche Weisheiten rund um den Matratzenkauf – doch die entpuppen sich als reines Wortgeklingel. Adam Szpyt, Gründer und Geschäftsführer von bett1.de, verrät die Wahrheit über Matratzen und gibt Tipps zum Matratzenkauf.

Wenn der Entschluss gefasst ist, sich von der alten Matratze zu trennen und eine neue anzuschaffen, fangen die Probleme erst an. Wie findet man die richtige? Im Fachhandel müssen etliche Fragen beantwortet werden, bevor die passenden Modelle endlich präsentiert werden: Schläft man allein oder mit dem Partner, wird weich, mittel oder hart bevorzugt, ist man ein Wälzer oder Stilllieger und schließlich was die bevorzugte Schlafposition ist. „Alles Quatsch“, sagt Adam Szpyt von bett1.de, der den ersten Onlinevertrieb für Matratzen startete und mittlerweile selbst Matratzen produziert. Hier entlarvt er die größten Irrtümer. Die Liste ist lang. Sehr lang.
  

1. Die Härte einer Matratze passt sich an

Besonders weich, weich, mittel, fest oder besonders hart – in diesen Kategorien von H1 bis H5 sollte der Härtegrad einer Matratze angegeben werden. Es gilt die Faustregel: Je mehr Gewicht ein Mensch auf die Matratze bringt, desto härter sollte die Matratze sein – um den Körper besser zu stützen. Aber kaum eine der von Stiftung Warentest geprüften Matratzen entspricht ihrem deklarierten Härtegrad: Über 90 Prozent der Hersteller geben eine falsche Härte an. Mittlerweile verzichten viele Anbieter sogar auf die Angabe des Härtegrades. Stattdessen wird einfach behauptet, dass sich die Härte der Matratze dem Körper anpasst. Das ist schlichtweg gelogen. Das wäre so, als würde der Schuhverkäufer nur noch eine Größe verkaufen und versprechen, dass sich die Schuhgröße beim Tragen anpasst. Daher sollten Kunden unbedingt beim Kauf darauf achten, dass der Härtegrad nach DIN EN 1957 angegeben ist und noch besser garantiert wird. Denn nur dann kann man sicher sein, dass der Härtegrad nicht einfach ausgedacht, sondern sorgfältig und nachprüfbar bestimmt wurde.
  

2. Liegekuhlen sind normal

Bei minderwertigen Matratzen drückt sich das Material bei Belastung und Feuchtigkeit durch nächtliches Schwitzen bereits in der ersten Nacht mehrere Zentimeter ein, regeneriert sich aber über den Tag. Doch schon nach wenigen Wochen bricht das Material dauerhaft zusammen. Die Folge: es bilden sich irreversible Liegekuhlen. Matratzenverkäufer kontern, dass solche Liegekuhlen normal seien: ‚Eine gute Matratze passt sich eben dem Körper an’. Hier sollten die Alarmglocken läuten. Es stimmt einfach nicht. Eine hochwertige Matratze stützt den Körper – ist also dauerhaft hochelastisch und bietet in jeder Schlafposition einen gewissen Widerstand.
Wichtig: Schlafkuhlen verhindern übrigens auch die optimale Bewegung. Aber Bewegung im Schlaf ist nicht nur normal, sondern absolut notwendig. Verharren wir in einer Position, können verstärkt Rückenprobleme oder Verspannungen auftreten. Besonders gefährlich sind Liegekuhlen bei Bettlägerigen, sie können sich schon nach wenigen Stunden ohne Bewegung wundliegen.
  

3. Jede Matratze braucht einen ganz speziellen Lattenrost

Ganz ehrlich: mit dieser pauschalen Aussage will der Verkäufer ihnen zusätzlich nur einen neuen – und mit Sicherheit sehr teuren Lattenrost – verkaufen. Lassen Sie sich nicht erzählen, eine 7-Zonen Matratze brauche zwingend einen 7-Zonen Lattenrost oder ähnliches. Sie brauchen nicht bei jedem Matratzenwechsel einen neuen Lattenrost, sondern einmal einen richtig Guten. Auch hier gilt, die Qualität bildet sich nicht im Preis ab. Selbst ein ca. 700 Euro teurer Lattenrost hat bei Stiftung Warentest nur die Note 4 bekommen. Der Markt bietet bei den meisten Modellen einfach keine Qualität. Ein guter Lattenrost muss folgendes können: die Latten sind gleichzeitig stabil und elastisch, also biegen nicht durch – und das dauerhaft. Am besten sind Leisten aus Buche – bloß nicht aus Birke. Birke verliert bereits nach wenigen Monaten die Elastizität. Wenn man beim Liegen das Gefühl hat durchzuhängen, hat sich der Lattenrost als Fehlkauf erwiesen. Gleichzeitig sollten die Latten mit mindestens je 5 cm Abstand verbaut sein, um eine ausreichende Belüftung der Matratze von unten zu gewährleisten.
  

4. Matratzen brauchen einen Matratzen-Unterschoner

Beim Matratzenkauf wird genauso gerne ein sogenannter Matratzen-Unterschoner mit verkauft. Er liegt zwischen Matratze und Lattenrost und soll verhindern, dass die Matratze Druckstellen bekommt oder abgenutzt wird. Richtig, solche Matratzenschoner können die Abnutzung verhindern, sie verhindern aber auch, dass die Feuchtigkeit, die sich nachts in der Matratze anreichert, zügig verdunsten kann. Im schlimmsten Fall schimmelt die Matratze sogar. Aber: Eine gute Matratze auf einem guten Lattenrost mit dem richtigen Abstand zwischen den Latten hat auch ohne Matratzenschoner eine Haltbarkeit von mindestens zehn Jahren.
  

5. Ein Matratzentopper erhöht den Schlafkomfort

Man ahnt es schon: das gleiche gilt für Matratzentopper. Da kauft man sich eine gute Matratze, die zur eigenen Körperform passt, bei der Schulter und Hüfte optimal einsinken, der Rücken in optimaler Linie ruht – und verdirbt sich den Effekt mit einer solchen Auflage. Auf eine gute Matratze gehört ein ebenso ergonomisch guter Topper, um die guten Liegeneigenschaften der Matratze weiterzugeben. Mehr ist dazu nicht zu sagen.
  

6. Matratzenauflagen sind hygienischer
Matratzenverkäufer verkaufen solche Auflagen oft mit dem Hygiene-Argument. Das ist völliger Unsinn. Denn 1. lassen sich bei guten Matratzen die Bezüge abziehen und waschen und 2. erschwert eine Auflage die Luftzirkulation und damit das Abtrocknen der Matratze. Matratzen­auflagen sind nur im Falle von Inkontinenz wichtig und sinnvoll.
 

7. Extrahohe Matratzen sind besser

Stimmt nicht. Denn Höhe ist noch lange kein Merkmal für Qualität oder Liegekomfort. Richtig und wichtig ist: die Schulter muss tief genug einsinken können, dafür brauchen Matratzen eine Mindesthöhe von 16 cm – mehr nicht. Oft werden extrahohe Matratzen bei sehr tiefen Betten benutzt, um eine bequemere Aufstehhöhe zu erreichen. Man muss sich aber klar machen, dass eine solche Matratze richtig schwer und damit mühsam in der Handhabung ist. Eine normal hohe Matratze mit einem guten Topper ist oftmals sinnvoller, denn damit ist man flexibler: durch Weglassen des Toppers kann man die Liegehöhe jederzeit variieren.   
  

8. Höheres Raumgewicht = bessere Liegeeigenschaften

Der Matratzenhandel will uns glauben machen, dass schwere Matratzen auch besonders langlebige Matratzen sind. Man spricht im Handel vom so genannten Raumgewicht – es deklariert die Kilogramm pro Kubikmeter. Um hier einen möglichst hohen Wert zu erhalten, arbeiten etliche Hersteller sogar mit Beimischungen in den Schaum. Also Vorsicht, wenn ein besonders hohes Raumgewicht als herausstechendes Qualitätsmerkmal angepriesen wird. Stiftung Warentest hat keinen Zusammenhang zwischen Raumgewicht und Haltbarkeit feststellen können.
 

9. Matratzen muss man im Geschäft Probeliegen

Das ist das Killerargument, mit dem der stationäre Matratzenhandel seit Jahren versucht, den Onlinehandel erst zu verhindern – jetzt zu behindern. Es klingt ja auch plausibel – ist es aber nicht. Denn mal ehrlich: was kann man schon in wenigen Minuten im Matratzengeschäft herausfinden? Das Liegegefühl wird unweigerlich durch die Kleidung und das Fehlen von Decke und Kissen verfälscht. Im Geschäft lässt sich höchstens die Härte der Matratzen feststellen, Ergonomie und Liegeeigenschaften nicht. Und selbst wenn man sich aufgrund des Härtegrades für eine Matratze entscheidet, kauft man die Katze im Sack. Denn Nachtests von Stiftung Warentest haben ergeben, dass es bei ein und demselben Modell zu erheblichen Härteschwankungen kommen kann. Matratzenhersteller produzieren mit Härteschwankungen bis zu 40 Prozent.
  

10. Welche Matratze passt, ist ganz individuell

Das ist schlichtweg Quatsch. Welche Liegeeigenschaften passen, richtet sich nach dem Körperbau. Stiftung Warentest hat die einfache HEIA-Typologie entwickelt: sie beschreibt vier verschiedene Körperformen, die für die Wahl der Matratze ausschlaggebend sind. Personen, die sich nicht eindeutig zuordnen lassen, sind eine Mischung aus diesen vier Grundtypen. Hersteller sollten daher für jede Matratze angeben können, für wen sie geeignet ist. Stiftung Warentest kann das schließlich auch. Doch hier lässt die Deklaration der Hersteller eindeutig zu wünschen übrig. Matratzen werden im Handel bewusst nicht nach Körperform angeboten. Kunden sind also gezwungen, reihenweise Matratzen auszuprobieren, bis sie eine finden, die passt. Das passt vor allem zum Geschäftsgebaren des stationären Handels: Liegt der Kunde im Matratzengeschäft erst einmal Probe, kann man ihm viel besser ein Lattenrost, eine Auflage und einen Matratzenschoner zusätzlich verkaufen. 
  

11. Eine Matratze, die für alle passt, gibt es nicht

Das sagen vor allem die Matratzenhersteller und -Verkäufer im stationären Handel. Deren Verband hat kürzlich sogar eine Warnung gegen Universalmatratzen in einem Interview veröffentlicht. Ziel ist es, die Matratze als ein beratungsintensives Produkt darzustellen, das am besten im Einzelhandel gekauft wird. Eine Matratze für alle? Das wäre doch viel zu einfach und am Ende könnte man die auch noch unkompliziert im Internet bestellen.
  

Aber genau die gibt es und genau das geht: Die BODYGUARD® Matratze hat es vorgemacht – die erste sehr haltbare Matratze, auf der tatsächlich alle Körperformen erholsam schlafen. Mit diesem Konzept erzielte die BODYGUARD® den Testsieg bei Stiftung Warentest. Mittlerweile gibt es im Internet einige Nachahmer: Mit dem Begriff One-fits-all–Matratzen suchen neue ‚Lifestylemarken’ ihre Online-Kunden. Hier ist darauf zu achten, dass die HEIA-Deklaration überprüfbar getestet wurde – das kann bislang nur eine einzige vorweisen: Die BODYGUARD® Matratze. Sie hat auch als einzige den Vorteil, dass sie zwei unterschiedliche Härtegrade bietet – je nachdem welche Seite der Matratze man als Liegefläche nutzen möchte.
  

12. Unbequeme Matratzen kann man im Geschäft zurückgeben

Falsch. Im stationären Handel hat man praktisch keine Möglichkeit der Rückgabe. Erweist sich die im Laden getestete Matratze zu Hause als unbequem, gilt dies als eigenes Risiko. Ein Rückgaberecht besteht nur bei objektiven Mängeln. Aber auch da ist ein Nachweis schwierig. Generell sollte immer das Kleingedruckte im Kaufvertrag gelesen werden. Viele Hersteller knüpfen die Garantie nämlich an unrealistische Bedingungen: so muss z B. ein spezieller Lattenrost verwendet werden, oder die Verpackungsfolie soll dranbleiben. Aber ganz ehrlich, wie soll das in der Praxis funktionieren? Anders bei bett1.de: bei Nichtgefallen wird die Matratze kostenlos wieder abgeholt und der volle Kaufpreis erstattet.
 

13. Online bestellte Matratzen kann man nicht Probeliegen

Probeschlafen ist das neue Probeliegen. bett1.de hat damit angefangen und andere Internet-Anbieter sind gefolgt: 100 Nächte Probeschlafen – denn nur so können Kunden ihre Matratze richtig beurteilen. Getestet wird unter realen Bedingungen und nicht irgendein Ausstellungs-modell im Geschäft, sondern die neu bestellte eigene Matratze: ob mit Partner, der ganzen Familie oder Hund im Bett. Gefällt sie nicht, ist sie zu weich oder zu hart, kann sie kostenlos und ohne großen Aufwand wieder zurückgegeben werden. Ohne Wenn und Aber.

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