Nicht alle Teile der Baubranche entwickeln sich gleich, sodass hier zwischen Krise und Rückenwind derzeit alles abgedeckt ist.
Paradox und doch Eins – Baubranche zeigt viele Gesichter
Die deutsche Baubranche steht im Jahr 2024 vor einem paradoxen Szenario: Einerseits leiden viele Unternehmen unter einem erheblichen Einbruch am Wohnungsmarkt, andererseits erleben sie einen Aufschwung durch die Energiewende. Dieses Spannungsfeld führt zu einer uneinheitlichen Entwicklung innerhalb der Branche, wie die Bundesvereinigung Bauwirtschaft (BVB) kürzlich bekanntgab.
Während einige Sektoren florieren, kämpfen andere ums Überleben. Der Wohnungsbau stellt derzeit das größte Sorgenkind der Baubranche dar. Trotz der allgemeinen Nachfrage nach neuem Wohnraum haben steigende Baukosten und erschwerte Finanzierungsbedingungen zu einem Rückgang der Bauaktivitäten geführt. Die Bundesvereinigung Bauwirtschaft erwartet, dass der Umsatz im Bauhauptgewerbe um vier Prozent sinken wird. Besonders betroffen sind Unternehmen, die stark vom Neubau von Wohnhäusern abhängen.
Marcus Nachbauer, der Vorsitzende der BVB, betont die Notwendigkeit politischer Unterstützung: „Die Bundesregierung muss zielstrebig die angekündigten Neubau-Förderprogramme umsetzen.“ Er plädiert für bessere Zinsstützungsprogramme für Eigenheimbauer und gelockerte Auflagen bei der Gebäudeeffizienz. Diese Maßnahmen könnten dazu beitragen, den Wohnungsbau wieder anzukurbeln und die aktuellen Herausforderungen zu mildern.
Aufwind durch die Energiewende möglich
Gegenüber dem stagnierenden Wohnungsbau steht die Gebäudetechnik, die von der Energiewende erheblich profitiert. Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind, verzeichnen ein Umsatzplus von fast fünf Prozent. Besonders gefragt sind Dienstleistungen im Kontext der Installation von Heizungs-, Speicher- und Solaranlagen. Diese Nachfrage wird durch politische Initiativen und Förderprogramme zur Förderung erneuerbarer Energien und zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden unterstützt.
Der Ausbau dieser Technologien ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern schafft auch wirtschaftliche Impulse. „Die Bau- und Ausbauwirtschaft bauen und verwirklichen die Klimawende, den Infrastrukturumbau und den Bau von Wohnungen“, betont Nachbauer. Die Energiewende sorgt somit für einen positiven wirtschaftlichen Effekt und treibt Innovationen in der Branche voran. So zeigt sich hier besonders eindrucksvoll, wie die Baubranche zwischen Krise und Rückenwind lebt.
Weiterhin Stagnation im Ausbaugewerbe
Während der Wohnungsbau schwächelt und die Gebäudetechnik boomt, zeigt sich das Ausbaugewerbe relativ stabil. Hierzu zählen unter anderem Metallbauer, Tischler, Maler und Raumausstatter. Die BVB erwartet für diesen Bereich einen stagnierenden Umsatz von knapp 110 Milliarden Euro im laufenden Jahr. Diese Unternehmen konzentrieren sich zunehmend auf den Sanierungsbereich, was ihnen eine gewisse Stabilität in einem ansonsten volatilen Markt verschafft.
Die Zahl der Beschäftigten in der Baubranche dürfte laut Verbandsprognose 2024 um knapp 17.000 auf 3,39 Millionen sinken. Bereits im vergangenen Jahr gab es einen Rückgang um etwa 40.000 Arbeitsplätze. Trotz des leichten Umsatzwachstums von 0,6 Prozent auf knapp 442 Milliarden Euro sind die internen Unterschiede in der Branche gravierend. Das Bauhauptgewerbe trägt mit einem Minus von knapp drei Prozent zur Dämpfung bei, während der Bereich Gebäudetechnik und Dienstleistungen um gut acht Prozent zulegte.
Die deutsche Baubranche befindet sich im Jahr 2024 in einer Phase des Umbruchs. Der Einbruch im Wohnungsbau und der gleichzeitige Aufschwung durch die Energiewende zeigen die unterschiedlichen Herausforderungen und Chancen innerhalb der Branche. Während politische Unterstützung und Förderprogramme notwendig sind, um den Wohnungsbau zu stabilisieren, bietet die Energiewende eine Möglichkeit für nachhaltiges Wachstum und Innovation. Die Branche muss sich anpassen und flexibel auf die neuen Gegebenheiten reagieren, um langfristig erfolgreich zu sein.