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Vier-Tage-Woche in der Praxis: Das sagen Unternehmen

Eine Vier-Tage-Woche fordern viele Arbeitnehmer. Jetzt sind die Arbeitgeber gefragt.

Die Vier-Tage-Woche: Ein Blick auf Erfahrungen und Perspektiven aus der Praxis

Seit Beginn dieses Jahres haben sich 45 Unternehmen quer durch Deutschland auf ein Experiment eingelassen, das die Arbeitswelt möglicherweise nachhaltig verändern könnte: die Vier-Tage-Woche. Diese Unternehmen aus verschiedensten Branchen, darunter ein Teppichreinigungsunternehmen, eine Baufirma und eine Marketingagentur, nehmen an der bisher größten bundesweiten Studie zur Arbeitszeitverkürzung teil. Doch wie gut funktioniert dieses Konzept in der Praxis?

Kootstra Schiffsreisen entschied sich, die Arbeitszeit auf vier Tage zu verteilen, indem sie ihre Belegschaft in zwei Gruppen einteilten. Eine Hälfte arbeitet montags, die andere freitags nicht. Das berichtet jetzt ein TV-Sender. Julius Gräler, Geschäftsführer des Unternehmens, berichtet von einem durchaus bunten Dienstplan, der seit Februar an der Bürowand hängt und eine gewisse Flexibilität erfordert. Die Umstellung war nicht ohne Herausforderungen: Die telefonischen Öffnungszeiten mussten verkürzt werden, um die Effizienz zu steigern.

Erste Erfahrungswerte der Vier-Tage-Woche

„Es gab Höhen und Tiefen“, gesteht Gräler ein. Insbesondere in Zeiten wie der Vorbereitung auf die Sommerferien und dem unerwarteten Hochwasser an der Donau stieß die neue Arbeitszeitregelung auf Belastungen. Dennoch zieht er eine positive Bilanz. Die Mitarbeiter fühlen sich ausgeruhter, die Produktivität blieb stabil, und das Feedback der Gäste war positiv. Tatsächlich bewerten rund 80 Prozent der Belegschaft das Projekt als Erfolg und wünschen sich dessen Fortführung.

Von wissenschaftlicher Seite wird die Studie von Julia Backmann und ihrem Team an der Universität Münster begleitet. Sie betonen, dass die Akzeptanz der Vier-Tage-Woche stark von der individuellen Branche und Unternehmenskultur abhängt. Rückmeldungen zeigen, dass einige Mitarbeiter die längeren Arbeitstage skeptisch betrachten, während andere die Flexibilität schätzen. Dennoch ist das Experiment ein Anreiz im Wettbewerb um Fachkräfte. Unternehmen, die die verkürzte Arbeitszeit in Stellenausschreibungen betonen, verzeichnen eine signifikante Steigerung der Bewerbungszahlen bei gleichbleibender Qualität.

Hürden der neuen Arbeitswoche

„Eine Vier-Tage-Woche ist nicht universell anwendbar“, erklärt Backmann. „Aber für viele Unternehmen könnte sie eine attraktive Lösung im Kampf gegen den Fachkräftemangel bieten.“ Die endgültigen Ergebnisse der Studie werden im Herbst erwartet und könnten wegweisend für zukünftige Arbeitszeitmodelle sein.

Insgesamt zeigt sich, dass die Vier-Tage-Woche nicht nur eine Möglichkeit zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und -produktivität darstellt. Es könnte auch eine strategische Antwort auf aktuelle Herausforderungen der Arbeitswelt sein. Für Unternehmen, die bereit sind, flexiblere Arbeitszeiten anzubieten, könnte dies ein entscheidender Wettbewerbsvorteil in einer zunehmend globalisierten und dynamischen Wirtschaftsumgebung sein.

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