Neue Kessel senken Brennstoffverbrauch
Fachliche Beratung hilft passende Technik auszuwählen. „Kesseltauschbonus“ bis Ende 2009
Der Energieverbrauch von baden-württembergischen Wohnhäusern ist ernorm. Neue Heizungstechniken könnten das ändern. „Ob traditionell mit fossilen Brennstoffen oder erneuerbar: Moderne Heizkessel brauchen deutlich weniger Energie, um ein Haus zu heizen“, sagt Claudia Rist, die Leiterin des Landesprogramms Zukunft Altbau vom Umweltministerium Baden-Württemberg. „Auf dem Markt gibt es für jedes Haus die passende Lösung. Etwa Brennwertkessel, Pelletheizungen und Solarwärme zur
Warmwasserbereitung.“ Wegen des niedrigeren Energieverbrauchs heutiger
Anlagen würden sich die Ausgaben in vielen Fällen bereits nach wenigen Jahren amortisieren. Wer vor der Installation über eine gute Dämmung verfüge, profitiere besonders, so Rist. Die Heizung könne dann kleiner ausfallen.
In Baden-Württemberg sind rund zwei Drittel der Ölheizungen veraltet, bei Gasheizungen ist es immerhin noch die Hälfte. 30 Jahre Betrieb und mehr sind für sie keine Seltenheit. Die Folge: Die alten Öfen verschwenden durch miserable Wirkungsgrade wertvolle Heizenergie. Auf bis zu 30 Prozent summieren sich die Oberflächen- und Abgasverluste. Mit dem Einsatz neuer Öl- oder Gas-Brennwertgeräte sind es nur rund sechs Prozent. „Das senkt die Nebenkosten und entlastet das Klima“, so Dr. Volker Kienzlen, der Geschäftsführer der landesweit tätigen Klimaschutz-
und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA).
Auch die neuen gesetzlichen Bestimmungen wie der bundesweite Energieausweis oder das Erneuerbare Wärme-Gesetz des Landes Baden-Württemberg setzen auf mehr Effizienz in Altbauten. So dürfen in Baden-Württemberg ab dem 1. Januar 2010 bei einem Heizungsaustausch in Wohngebäuden nur noch zentrale Heizanlagen eingebaut werden, die durch mindestens 10 Prozent erneuerbare Energien unterstützt werden. Das können Solarthermie, Geothermie, Biomasse einschließlich Biogas und
Bioöl oder die Nutzung von Umweltwärme und Abwärme mit Hilfe von Wärmepumpen sein.
„Wer sich bis Ende dieses Jahres für einen Brennwertkessel mit thermischer Solaranlage entscheidet, bekommt hierfür sogar einen sogenannten ‚Kesseltauschbonus’ vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle in Höhe von 375 bis 750 Euro“, erklärt Claudia Rist. Das Bundesamt, kurz BAFA, fördert im Wohnungsbereich insbesondere den Einsatz erneuerbarer Energien.
Regenerative Energien gewinnen eine immer größere Bedeutung in der häuslichen Energieversorgung: Heizkessel mit Holzfeuerung etwa. Holzheizungen gibt es als Stückholzöfen oder Pelletheizungen. Die Anlagen passen in den Heizungskeller, sind bequem zu bedienen oder funktionieren automatisch, die Feinstaubentwicklung ist äußerst gering. Auch bei den Nebenkosten lohnt es sich: Der Brennstoff Holz ist etwas
billiger als Öl und klimaneutral.
Hoch im Kurs stehen thermische Solaranlagen auf dem Dach. Solarkollektoren können zur Brauchwassererwärmung aber auch zur Beheizung des Hauses beitragen. „Für die Beheizung wird zusätzlich zu den Kollektoren der Brauchwasseranlage eine Kollektorfläche von bis zu 20 Prozent der Wohnfläche installiert“, so Volker Kienzlen. „Eine heizungsunterstützende Solarwärmeanlage ist besonders dann sinnvoll,
wenn das Heizsystem sowieso einen Pufferspeicher benötigt – etwa bei Holzheizungen.“ Wer sich eine günstigere thermische Anlage ausschließlich zur Warmwasserbereitung zulege, könne außerhalb der Heizperiode seinen Warmwasserbedarf vollständig decken. Die Heizung bleibe in dieser Zeit abgeschaltet.
Liegt in der Nähe des Hauses ein Heizkraftwerk mit Fernwärmeversorgung, können Hausbesitzer auch die Technik der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) nutzen. Das Heizkraftwerk produziert Strom, die Abwärme der Elektrizitätsgewinnung strömt durch gut gedämmte Fernwärmeleitungen in die Wohngebiete. Die Technik ist besonders effizient – der Wirkungsgrad verdoppelt sich im Vergleich zu konventionellen Kraftwerken auf bis zu 90 Prozent.
Bei gut gedämmten Häusern mit Fußboden- oder Wandflächenheizung ist auch der Einsatz von Wärmepumpen sinnvoll. Wärmepumpen holen sich Wärme aus der Umgebung – Außenluft, Grundwasser, Oberflächenwasser oder Erdreich – und „pumpen“ diese auf ein höheres Temperaturniveau. Zum Antrieb wird Strom benötigt. Das Verhältnis von gewonnener Heizenergie zu eingesetzter elektrischer Energie nennt man Jahresarbeitszahl. Sie sollte über 4,0 liegen.