Kalifornien bleibt der wichtigste PV-Markt der USA. Doch Staaten wie New Jersey
bieten zunehmend Alternativen zum Förderprogramm des Sonnenstaates. Auch für
deutsche Unternehmen könnte der US-Markt interessant werden
Bonn / Long Beach. Das Ziel ist das gleiche, die Wege aber verschieden – so
lässt sich die derzeitige Situation hinsichtlich der Fördersysteme im
US-Solarenergiesektor umschreiben. Dabei haben die meisten Bundesstaaten bisher
nur unzureichende Pläne mit komplizierten bürokratischen Verfahren auf ihre
Agenda gesetzt. Insgesamt existieren in Amerika momentan etwa 460 verschiedene
Verordnungen zu den unterschiedlichen Förderprogrammen. Die Bandbreite reicht
von Investitionskostenzuschüssen über Einspeisevergütungen bis hin zu rückwärts
laufenden Stromzählern. Gerade mit dem Auslaufen der Bezuschussung regionaler
Stromanbieter zur Stabilisierung der Strompreise werden jedoch viele Staaten wie
beispielsweise Pennsylvania zukünftig verstärkt regenerative Energieprojekte
fördern und damit auch für deutsche Unternehmen interessant werden. Ein
ambitioniertes und nachhaltiges Modell ist im Jahr 2005 auch in New Jersey
verabschiedet worden, was zum Vorbild für den von der EU-Kommission geplanten
Zertifikate-Handel avancieren könnte. Wichtigster PV-Markt der USA bleibt
derweil aber Kalifornien.
Solar-Staat Kalifornien
„In Kalifornien sind
derzeit 80% des amerikanischen Photovoltaik-Marktes angesiedelt. Und 2006 hat
der Staat von Gouverneur Schwarzenegger Geschichte geschrieben, als er ein 3,3
Mrd. Dollar Programm verabschiedet hat, um 3.000 MW Photovoltaikleistung bis
2017 zu installieren“, schwärmte Rhone Resch, Präsident der Solar Energy
Industries Association (SEIA) im Oktober auf der Solar Power Conference in Long
Beach. Er hofft, dass die größte Photovoltaikmesse der USA mit solchen Zahlen
weiteren Druck auf die Industrie und die Politik ausüben wird. Das ehrgeizige
kalifornische Bestreben soll durch die so genannte „California Solar Initiative“
(CSI) umgesetzt werden. Im Wesentlichen besteht das Programm aus zwei
Förderelementen: PV-Anlagen mit einer Leistung von mehr als 100 kWp werden für
fünf Jahre mit einer monatlichen Auszahlung entsprechend der produzierten
Energie bezuschusst. Kommerzielle Abnehmer werden dabei mit 0,26 US-Dollar
gefördert, öffentliche Käufer mit 0,37 US-Dollar und Privatnutzer mit 0,39
US-Dollar. Besitzer von Anlagen mit weniger als 100 kWp erhalten dagegen eine
einmalige Vorauszahlung, die auf der erwarteten Systemleistung basiert. Die
Zuwendungen reichen derzeit von 2,50 US-Dollar für private und gewerbliche
Betreiber, sowie 3,25 US-Dollar für öffentliche Abnehmer. Die Anreiz-Stufen
werden nach und nach reduziert und schlussendlich eingestellt und basieren auf
dem Volumen der intallierten Leistung in den Zuständigkeitsbereichen der
Energieversorger.
Zusätzlich zu diesem kalifornischen Zuschussprogramm
können die Betreiber auch Vergünstigungen des Energy Policy Acts in Anspruch
nehmen. Zentraler Bestandteil dieses einzigen föderalen Fördermechanismus ist
der Federal Investment Tax Credit.
Mit diesem Investitionsfreibetrag können
Steuerermäßigungen von bis zu 30% für kommerziell betriebene Solarstromanlagen
erreicht werden. Private Betreiber erhalten den gleichen Prozentsatz an
Steuernachlässen, allerdings nur auf Investitionen von bis zu 2.000 Dollar pro
Anlage. Der Energy Policy Act läuft 2007 aus. Die US-Photovoltaikverbände
drängen auf eine Verlängerung bis zum Jahr 2020, um den Staaten mehr
Planungssicherheit und damit Anreize für größere Reformen hinsichtlich ihrer
Photovoltaik-Förderung zu geben. Bis Anfang November wird eine Entscheidung vom
Kongress erwartet. Auf der Solar Power Conference feierten viele Experten das
kalifornische System und insistierten, es müsse Vorbildcharakter auch für die
anderen US-Staaten haben. Die real installierte Leistung in Kalifornien weicht
derzeit allerdings noch von den hochgesteckten Zielen ab. Im Jahr 2007 hat
Kalifornien erst 100 MW Photovoltaikleistung installiert. Insgesamt liegt der
Sonnenstaat damit bei 298.2 MW installierter Leistung.
Zertifikate-Handel in New Jersey
Dass es
mittlerweile auch andere ambitionierte Modelle gibt, zeigt New Jersey. Mit dem
Renewable Portfolio Standard (RPS) sollen bis 2018 insgesamt 1,8 Mio.
Megawattstunden Solarstrom erreicht werden. Wenn man bedenkt, dass New Jersey
nur ein Viertel der Bevölkerung von Kalifornien hat, dann liegt dieses
Stunden-pro-Kopf-Ziel sogar höher als die geplanten 3.000 MW des
Schwarzenegger-Staates. Umgesetzt werden soll dieses Ziel in Form eines
Marktplatzes für so genannte Solar Renewable Energy Certificates (SREC), die im
„Wert“ von jeweils einer Megawattstunde herausgegeben werden. Die
Energieversorger sind verpflichtet, diese Zertifikate zu kaufen, um die
festgelegte Solarquote innerhalb des RPS zu erfüllen. Bis 2021 sollen 2.12% des
gesamten Elektrizitätsverbrauchs von New Jersey durch Solarenergie gewährleistet
werden. Ein solcher Markt für Solarzertifikate-Handel ist bisher weltweit
einzigartig. Parallel dazu lanciert New Jersey mit dem „Customer Onsite
Renewable Energy“ (CORE)-Projekt ein gebührenfinanziertes Förderprogramm, bei
dem der Staat privaten Antragstellern derzeit 3,80 Dollar für Anlagen bis 10 kWp
zahlt. Für Anlagen bis 40 kWp sind es 2,75 Dollar, bis 100 kWp werden 2,50
Dollar gezahlt und bei Anlagen bis 700 kWp sinkt der Zuschuss auf 2
Dollar.
Bei allem Lob für das innovative Konzept New Jerseys verweisen
Kritiker darauf, dass mit dem verabschiedeten Zertifikate-Handel die Ziele wohl
nur sehr langsam erreicht werden können.
Bis Mitte 2007 waren in New Jersey
insgesamt nur 32,58 MW Photovoltaik-Leistung installiert. Von 2005 bis 2006 hat
sich die installierte Leistung zwar von 5,52 MW auf 17,87 MW mehr als
verdreifacht, insgesamt bleibt die Megawattzahl installierter Leistung jedoch
marginal. Dennoch stimmen die Wachstumsraten die Solarbranche zuversichtlich:
„Vor fünf Jahren installierten bei uns zwei Unternehmen Solarstromanlagen. Jetzt
sind es über 100, und die schaffen qualifizierte Arbeitsplätze“, so Jeanne M.
Fox, Präsidentin des Board of Public Utilities, dem Verband der öffentlichen
Energieversorger. Die Erfahrungen aus New Jersey könnten auch das Interesse
der EU-Kommission wecken. Die plant nämlich in einem internen Strategiepapier
ebenfalls die Einführung eines Handelssystems für erneuerbare Energien. Anfang
Dezember soll die neue Richtlinie vorgestellt werden. Ziel der Kommission ist es
vor allem, mit einem Zertifikate-Handel ökonomische Anreize für diejenigen
Länder zu entwickeln, die fürchten, ihre Ziele alleine nicht erreichen zu
können.
Chancen für deutsche Unternehmen
Derweil wird
der US-Markt auch für deutsche Unternehmen zunehmend interessanter. Der günstige
Dollarkurs bietet einen lukrativen Anreiz für eine Niederlassung in den
Vereinigten Staaten. Noch entscheidender ist aber, dass in den kommenden vier
Jahren in den meisten US-Bundesstaaten die Bezuschussung regionaler
Stromanbieter zur Stabilisierung der Strompreise entfällt. Somit werden nach
Ansicht von Experten viele Anbieter ihre Preise um mehr als 50% erhöhen müssen.
In Maryland beispielsweise stiegen die Preise eines Stromversorgers in diesem
Zusammenhang um 72% an. Dies bedeutet eine große Chance für Anbieter
regenerativer Modelle, was auch die Bundesstaaten erkennen. In Pennsylvania
versucht Gouverneur Edward G. Rendell mit seiner „New Energy Strategy“, durch
die gezielte Förderung von regenerativen Energieprojekten vor Ort den Markt an
die neue Situation anzupassen und so der befürchteten Kostenexplosion
vorzubeugen. Führende Unternehmen haben die Entwicklung bereits stark
angekurbelt und hunderte neuer Arbeitsplätze geschaffen, jedoch ist der Bedarf
an Fachkräften nach wie vor hoch. Dies bietet Möglichkeiten für deutsche
mittelständische Betriebe: „Gerade kleine und mittlere innovative Unternehmen
aus Deutschland haben hier gute Chancen, in das regionale Netzwerk einzusteigen
und von der hervorragenden Infrastruktur und den Kooperationsmöglichkeiten mit
Unternehmen vor Ort zu profitieren“, so David Scrimgeour, Repräsentant der
Commonwealth of Pennsylvania in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
EuPD Europressedienst Bonn