StartBauenEnergiesparenSchornsteinfeger fordern, Privathaushalte am Emissionshandel zu beteiligen

Schornsteinfeger fordern, Privathaushalte am Emissionshandel zu beteiligen

Bundesweit einmaliges Modellprojekt zeigt, wie Hauseigentümer mit ihren Wohngebäuden CO2 einsparen und damit Geld verdienen können

Bislang
kann lediglich die Großindustrie durch energetische
Verbesserungen ihrer Produktionsanlagen vom Emissionshandel
profitieren. Doch
damit Deutschland den CO2-Ausstoß
drastisch reduzieren und die Vorgaben des Kyoto-Protokolls erfüllen
kann, macht sich der Landesinnungsverband des
Schornsteinfegerhandwerks Hessen jetzt stark für den privaten
Emissionshandel. In einem Modellprojekt wurde untersucht, inwieweit
CO2-Einsparungen
privater Haushalte ermittelt und zertifiziert werden können.
Hessenweit wurden dafür 200 energetisch umgerüstete
Wohngebäude untersucht, bei denen alte Heizkessel ausgetauscht
und oft auch die Gebäudefassade erneuert wurde.

Die Idee
ist, dass private Haus- und Gebäudeeigentümer die
Verkaufsrechte für ihr eingespartes CO2in einen „Pool“ geben, um am CO2-Emissionshandel
teilnehmen zu können. Denn die von ihnen einzeln eingesparten
CO2-Mengen
sind zu gering zum Handeln – die Mindestmenge liegt bei 20.000
Tonnen. Die durch den „Pool“ erzielten Erlöse würden
dann an die Eigentümer zurückgeführt.
Damit
der Emissionshandel künftig im Privatbereich Realität wird,
will der hessische Schornsteinfegerverband das Projekt jetzt auf ganz
Deutschland ausweiten.
„Mit
diesem Projekt haben wir bewiesen, dass es möglich ist, dass
Privathaushalte gemeinsam ebenfalls große Mengen CO2sparen können. Es zeigte sich auch, dass diese ein starkes
Interesse am Emissionshandel haben, weil sie einen Beitrag zum
Umweltschutz leisten und weil das abstrakte CO2einen Wert für den einzelnen Bürger bekommt: Denn für
jede handelbare Tonne gibt es Geld“, sagte Harry Kieper der
Projektleiter vom Landesinnungsverband anlässlich der
Vorstellung des Modellprojekts im hessischen Idstein. Dort
überreichten der Staatssekretär im Hessischen
Umweltministerium, Karl-Winfried Seif, und Landesinnungsmeister
Hans-Werner Schech einem der Projektteilnehmer, Karl-Heinz Hajek,
stellvertretend für alle Teilnehmer, symbolisch ein Zertifikat
für den Emissionshandel, das die Höhe des in seinem Haus
eingesparten CO2ausweist. „Die Begeisterung, die die hessischen 
Hauseigentümer
für dieses Projekt an den Tag gelegt haben und die Ergebnisse,
die erzielt wurden, sind sehr viel versprechend für Deutschland.
Insofern werden wir die Bemühungen des Landesinnungsverbandes
für das Schornsteinfegerhandwerk in Hessen weiter unterstützen
und uns dafür einsetzen, dass deutschlandweit entsprechende
Rahmenbedingungen für den privaten Emissionshandel geschaffen
werden“, so Seif.
Laut
Kieper stehen die Chancen gut, dass das Projekt ausgeweitet und
anerkannt sowie von der Deutschen Emissionshandelsstelle in Berlin
(DEHST) zertifiziert wird.
Im
nächsten Schritt wird ein Abnehmer für die generierten
CO2-Zertifikate
benötigt. Das könnte beispielsweise ein
Industrieunternehmen sein, welches zur Aufrechterhaltung der
Produktion zusätzliche CO2-Zertifikate
braucht.Heizkosten
können um die Hälfte gesenkt werden
Das
Modellprojekt in Hessen dauerte insgesamt zwei Jahre und wurde
maßgeblich von Bezirksschornsteinfegermeistern betreut, die
eine Zusatzausbildung zum Gebäudeenergieberater absolviert
haben. Sie wählten die 200 Teilnehmer aus, erfassten den
energetischen Zustand der Wohngebäude vor der Sanierung und
ermittelten die durch die Optimierung der Heizungsanlagen und
Dämmmaßnahmen an der Gebäudehülle entstandenen
CO2-Einsparungen.
„Durchschnittlich konnten bis zu zehn Tonnen CO2pro Wohngebäude im Jahr eingespart werden. Wäre der private
Emissionshandel schon jetzt möglich, dann erhielten die
Hauseigentümer jährlich pro Tonne im Emissionshandel
zwischen 15 und 30 Euro. Würde man beispielsweise über 15
Jahre hinweg jährlich rund zehn Tonnen handeln, dann könnten
Hauseigentümer mit dem CO2-Handel
vierstellige Summen erwirtschaften“, rechnet Kieper vor. Doch das
ist nicht der einzige „Gewinn“, den die Beteiligung am
freiwilligen Klimaschutz Wohnungseigentümern bringt: Auch die
Heizkosten werden durch die energetischen Sanierungsmaßnahmen
rund um die Hälfte gesenkt. Bei den knapp 40 Millionen
Privathaushalten in Deutschland käme da einiges an
CO2-Reduzierung
und finanzieller Ersparnis zusammen.
Das
Projekt des Landesinnungsverbandes Schornsteinfegerhandwerk Hessen
wird gefördert von der Umweltallianz Hessen, der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (DBU) sowie dem Hessischen Umweltministerium
und dem Hessischen Wirtschaftsministerium.
 

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