Ökostrom 13 Prozent günstiger als Atomstrom
Wechsel von lokalen Versorgern mit hohem Atomstromanteil zu günstigen Ökostromprodukten spart durchschnittlich 116 Euro
Wenige Wochen vor der Bundestagswahl hat die deutsche Kernkraft wiederholt mit großen Imageproblemen zu kämpfen. Die beständigen Querelen der letzten Wochen und Monate um die Atom-Abfalllager Asse und Gorleben sowie die Pannen und Zwischenfälle in den Atomkraftwerken Krümmel, Lingen und Philippsburg haben die Atomkraft erneut in eine tiefe Vertrauenskrise gestürzt. Spürbar wird der immense Vertrauensverlust seitens der Verbraucher durch eine rasant ansteigende Nachfrage nach Ökostromprodukten, insbesondere nach der Pannenserie im Atomkraftwerk Krümmel. Für viele Verbraucher, die sich in diesen Tagen bewusst für Ökostromanbieter entscheiden, ist der Wechsel zu regenerativer Energie nicht nur ein Zeichen gegen Kernkraft, sondern zugleich äußerst lukrativ.
Nach Recherchen des unabhängigen Verbraucherportals toptarif.de sind preiswerte Ökostromprodukte im Durchschnitt 13 Prozent günstiger als Produkte der regionalen Versorger mit hohem Atomstromanteil. Dies zeigt eine Gegenüberstellung preiswerter Angebote für Ökostrom mit Tarifen von 50 Grundversorgungsunternehmen, die deutschlandweit den höchsten Atomstromanteil ausweisen.
Ergebnis: Ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh Strom wird im jeweils günstigsten Tarif der örtlichen Versorger mit durchschnittlich 873 Euro zur Kasse gebeten. Beim Verzicht auf Atomstrom und dem Wechsel zu günstigeren Ökostromangeboten werden im regionalen Vergleich hingegen nur 757 Euro fällig. „Der vollständige Umstieg auf regenerative Energien ist somit zugleich mit einem finanziellen Vorteil von durchschnittlich 116 Euro verbunden“, erklärt Energieexperte Thorsten Bohg von toptarif.de.
Günstiger Ökostrom auf dem Vormarsch – bei Atomstrom profitieren nur die Erzeuger
„Ökostromangebote sind längst keine Exotenprodukte mehr und werden für die Verbraucher preislich immer attraktiver“, macht Bohg deutlich. So erlebte der Erzeugermarkt in den letzten Jahren ein rasantes Wachstum. Lag der Anteil regenerativer Energien im deutschen Strommix zu Beginn der Liberalisierung des Strommarktes 1998 noch bei 4,8 Prozent, so hat er sich heute mit rund 15,1 Prozent fast verdreifacht. „Hinzu kommt, dass der Markt um neue Ökostromkunden auf der Anbieterseite hart umkämpft ist, was in den letzten Monaten zu einem starken Rückgang der Preise geführt hat“, so Bohg. „Viele Unternehmen versuchen jetzt die Gelegenheit wahrzunehmen und werben mit besonders hohen Neukundenprämien um die Gunst der umweltbewussten Verbraucher.“
Von den vergleichsweise günstigen Erzeugerpreisen beim Atomstrom profitieren hingegen nur die Kraftwerksbetreiber. Zwar ist beispielsweise Windenergie in der Gewinnung immer noch doppelt so teuer wie Atomenergie. Allerdings wird Strom aus Kernkraftwerken an der Energiebörse anteilig an der nachgefragten Gesamtmenge zu einem wesentlich höheren Preis verkauft. Durch diese enormen Differenzen zwischen Herstellungskosten und Verkaufserlösen entsteht den Betreibern der Kraftwerke ein Milliardengeschäft an dem die Konsumenten nicht teilhaben.