Neue Regeln für günstigeres Bauen: Warum viele Bauherren skeptisch bleiben
Die Baurechtsreform soll durch den Verzicht auf bestimmte Vorschriften das Bauen und Mieten günstiger machen. Doch eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Bauherren sind unsicher, wie sich die geplanten Änderungen auswirken. Ist günstiger wirklich besser? Und welche Chancen und Risiken birgt der Normverzicht? Wir beleuchten die Fakten und zeigen, worauf Bauherren achten sollten.
Baukostensenkungen – Ein Blick hinter die Zahlen
Die Baurechtsreform verspricht mit der Einführung des Gebäudetyp E günstigeres Bauen durch weniger Vorschriften und den Verzicht auf bestimmte Standards, die bisher teilweise verpflichtend waren. Beispiele dafür sind Anforderungen an Schallschutz, Wärmedämmung oder bestimmte bauliche Details, die nicht direkt die Sicherheit betreffen.
Doch 78 Prozent der privaten Bauherren sind skeptisch, bleiben die Einsparpotenziale doch unklar. Gleichzeitig bestehen begründete Sorgen, dass weniger Komfort und niedrigere Standards die Qualität von Neubauten negativ beeinflussen könnten.
Ein Beispiel: Wer auf eine hochwertige Wärmedämmung verzichtet, spart zwar zunächst Baukosten. Langfristig könnten jedoch höhere Heizkosten anfallen. Ebenso kann der Verzicht auf Schallschutz zu Komforteinbußen führen – etwa in Mehrfamilienhäusern, wo Geräusche zwischen den Wohnungen kaum gedämmt sind. Einsparungen gehen also mit Kompromissen einher und die Frage ist: Rechtfertigen die erzielten Einsparungen die Komforteinbußen?
DIN-Normen – Sicherheit oder Ballast?
Ein zentraler Punkt der Baurechtsreform ist die Flexibilisierung der DIN-Normen. Viele Bauherren wissen nicht, dass DIN-Normen nur dann verbindlich sind, wenn sie explizit in Gesetzen oder Verträgen genannt werden. Dennoch haben diese Normen einen hohen Stellenwert, da sie für Qualität und Sicherheit stehen.
Laut einer aktuellen Umfrage wären 33 Prozent der Bauherren bereit, auf Normen zu verzichten – aber nur, wenn dabei deutliche Kostensenkungen sichtbar werden. 18 Prozent lehnen den Verzicht kategorisch ab, vor allem wegen Bedenken hinsichtlich Qualität und Sicherheit.
Tatsächlich könnte laut Experten etwa die Barrierefreiheit durch den Normverzicht leiden. So würden Gebäude für ältere Menschen oder Menschen mit Behinderung unzugänglich werden. Auch Umweltstandards könnten betroffen sein. Effiziente Bauweisen und nachhaltige Materialien, die oft durch Normen geregelt sind, könnten vernachlässigt werden. Dies könnte langfristig höhere Kosten für Renovierungen oder Energienutzung verursachen.
Unsicherheit bei Bauherren bleibt groß
Die Umfrage zeigt, dass viele Bauherren nicht ausreichend über die Auswirkungen der Baurechtsreform informiert sind. Knapp 40 Prozent gaben an, die Reform kaum einschätzen zu können. Diese Unsicherheit betrifft besonders die Frage, welche Vorschriften gestrichen werden sollen und wie dies Bauprojekte beeinflusst. Auch glauben 78 der Bauherren nicht, dass günstigere Baukosten automatisch zu niedrigeren Mieten führen. Auch Experten fordern daher, die Reform mit zusätzlichen Maßnahmen, wie sozialen Wohnungsbau und subventioniertes Bauland zu flankieren.
Fazit – Chancen nutzen, Risiken vermeiden
Die Baurechtsreform bietet durchaus Chancen: Weniger Vorschriften könnten Bauen einfacher und günstiger machen. Doch Bauherren müssen sich der möglichen Risiken bewusst sein, etwa bei der Qualität, Sicherheit und Langfristkosten.
Praxisnahe Informationen und klare Richtlinien könnten helfen, die Unsicherheiten zu reduzieren. Wer als Bauherr gut informiert ist, kann fundierte Entscheidungen treffen und die Reform optimal für sich nutzen.