Der unerwartet heftige Anstieg des Ölpreises auf neue historische Rekordmarken von weit über 60 US-Dollar pro Barrel hat in den vergangenen vier Wochen zu deutlichen Zinsrückgängen geführt. Die Logik der Investoren an den Zinsmärkten ist einfach: Sie gehen davon aus, dass drastisch höhere Energiekosten die Konsumenten und die Produzenten belasten. Und dies führt zu einer Abschwächung des Wachstums. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit weiterer Leitzinserhöhungen
Der unerwartet heftige Anstieg des Ölpreises auf neue historische Rekordmarken von weit über 60 US-Dollar pro Barrel hat in den vergangenen vier Wochen zu deutlichen Zinsrückgängen geführt. Die Logik der Investoren an den Zinsmärkten ist einfach: Sie gehen davon aus, dass drastisch höhere Energiekosten die Konsumenten und die Produzenten belasten. Und dies führt zu einer Abschwächung des Wachstums. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit weiterer Leitzinserhöhungen. Da die meisten Investoren weiterhin keine akute Inflationsgefahr sehen, kaufen sie gerade auch lange Laufzeiten. Damit wird die Risikoprämie für lang laufende Anleihen immer kleiner. Immer größer wird jedoch aus Sicht der Interhyp AG die Wahrscheinlichkeit von deutlichen Korrekturen in den nächsten Wochen und Monaten. Auslöser dieser Korrekturen könnten vor allem Inflationsindikatoren sein, die höher als erwartet ausfallen. Interhyp geht davon aus, dass sich die exorbitanten Energiepreise immer stärker bemerkbar machen werden. Damit könnten die Notenbanken bald vor einer sehr schwierigen Situation stehen: Stagnierendes Wachstum, gepaart mit steigenden Inflationsraten. Besonders in den großen Euroländern bleibt der Konjunkturausblick getrübt: Während Deutschland mit einer sehr starken Export-Performance von der Nachfrage in den Wachstumsmärkten in Asien profitiert, sind Frankreich und Italien auch im Export vom schwachen Euro-Raum abhängig. Auch wenn steigende Inflationsraten daher nur temporär sein sollten, werden sie doch zu größerer Verunsicherung bei den Investoren am Anleihemarkt führen. Entsprechend werden die Schwankungen besonders bei den langen Zinsbindungen zunehmen.
Finanzierungsinteressenten, die langfristig planen müssen, sollten auf jeden Fall die Konditionen sichern. Besonders die langen Laufzeiten sind im historischen Vergleich extrem günstig. Der historische Durchschnitt für 10-jährige Konditionen liegt knapp unter 7% – und damit fast doppelt so hoch wie die heutigen Bestsätze. Zumindest ein Teil der Finanzierungssumme sollte daher auf 15 oder 20 Jahre festgeschrieben werden, um damit hohe Planbarkeit zu erreichen. Soll ein Darlehensteil schneller getilgt werden, empfiehlt es sich, die Kreditsumme zu teilen. Wer neben einer längeren Zinsbindung eine 5-jährige Tranche oder eine variable Tranche wählt, kann die laufende Belastung senken und hohe Flexibilität bei der Sondertilgung erreichen. Wichtig im Zinstief bleibt die Tilgungshöhe. Wer mit mindestens 2% pro Jahr tilgt, kann die Rückzahlung des Darlehens in rund 25 Jahren sicherstellen. Angesichts der niedrigen Bauzinsen dürfte eine höhere Tilgung für viele Darlehensnehmer problemlos zu schultern sein. Die niedrigen Zinsen und die erhöhte Tilgung machen Kredite derzeit sehr preiswert. Die Vergleichsrechnung Kaufen statt Mieten lohnt heute mehr denn je. Der Weg zum Eigentum ist damit günstig wie nie. Immobilieneigentümer, die vor 10 Jahren finanziert haben und jetzt eine neue Zinsbindung für die Restschuld festlegen müssen, sollten neben dem Prolongationsangebot der aktuellen Bank unbedingt Vergleichsangebote einholen. Verglichen mit den Ersparnissen sind die Kosten eines Bankenwechsels meist zu vernachlässigen.
Die Bestsätze für Annuitätendarlehen für 5 Jahre liegen derzeit bei 2,84%, für 10 Jahre bei 3,35%, für 15 Jahre bei 3,60%, für 20 Jahre bei 3,81% und für 22 Jahre bei 4,22% effektiv.
Tendenz:
– kurzfristig: aufwärts
– mittelfristig: aufwärts
* Robert Haselsteiner ist Gründer und Vorstand der Interhyp AG. Er verfügt über langjährige Erfahrung im Investment Banking – unter anderem im Fixed Income Bereich – bei Salomon Brothers und Goldman Sachs.