Seit dem Zwischenhoch im November 2005 sind die Kapitalmarktzinsen und damit die Baugeldzinsen in Euroland wieder um rund 20 Renditestellen gesunken. Die Europäische Zentralbank hat am Donnerstag die Leitzinsen wie erwartet unverändert auf dem Niveau von 2,25% belassen. Interhyp erwartet allerdings bei einem weiteren Ölpreisanstieg noch im ersten Quartal 2006 eine Anhebung auf 2,50%
Seit dem Zwischenhoch im November 2005 sind die Kapitalmarktzinsen und damit die Baugeldzinsen in Euroland wieder um rund 20 Renditestellen gesunken. Die Europäische Zentralbank hat am Donnerstag die Leitzinsen wie erwartet unverändert auf dem Niveau von 2,25% belassen. Interhyp erwartet allerdings bei einem weiteren Ölpreisanstieg noch im ersten Quartal 2006 eine Anhebung auf 2,50%. Sehr viel mehr Spielraum nach oben wird die EZB allerdings nicht haben. Dazu bleibt die Binnenkonjunktur in Euroland zu schwach. Und die Erfolge im Export reichen nicht aus, um nachhaltige positive Beschäftigungseffekte zu erzielen. Bereits die Stabilisierung der Arbeitslosenzahlen ist ambitioniert. Daran ändert auch das Konjunkturpaket der Bundesregierung nichts. Um merkbare Effekte zu erreichen, wie sie in 2004 in den USA zu sehen waren, müssten deutlich mehr als 100 Mrd. Euro bewegt werden. Doch dies wird angesichts der Budgetrestriktionen im Euroraum nicht umgesetzt werden können. Interhyp erwartet daher für die kommenden zwei Jahre Wachstumsraten, die unter dem langjährigen Durchschnitt liegen. Impulse für Beschäftigung und Konsumnachfrage sind daher nicht zu erwarten. Für die langfristigen Zinsen bleibt der Ausblick im historischen Vergleich also sehr positiv. Überraschungen kann es derzeit eher auf der Inflationsseite geben. Sollten die hohen Energie- und Rohstoffpreise doch verstärkt auf die Konsumentenpreise durchschlagen, wird es zu Schwankungen gerade bei den langen Laufzeiten kommen. Die derzeit sehr flache Zinsstrukturkurve – der Zinsabstand zwischen kurzen und langen Laufzeiten ist sehr gering – könnte dann wieder steiler werden.
Interhyp rät weiterhin zu besonders sicheren Baufinanzierungen mit langen Zinsbindungen. Speziell für eigengenutzte Immobilien ist eine hohe Planbarkeit wichtig. Kredite mit 15- oder 20-jährigen Zinsbindungen sind im historischen Vergleich zu niedrigen Zinssätzen zu bekommen. Mieter sollten diese Chance analysieren und nutzen. Die Kombination aus niedrigen Immobilienpreisen in fast allen Regionen Deutschlands und tiefen Zinsen bietet ein einmaliges Umfeld. Dieses Szenario macht auch die alte Regel obsolet, nach der Käufer 30% Eigenkapital in eine Finanzierung einbringen sollten. Gerade junge Käufer sollten sich lange Ansparphasen über Bausparprodukte mit niedrigen Ansparzinsen ersparen und direkt als Käufer auftreten. Wer sich 800 Euro Miete leisten kann, kann auch 160.000 Euro Darlehen inklusive 2% Tilgung bedienen. Das ist heute selbst mit geringem Eigenkapitaleinsatz möglich. Kombiniert mit dem richtigen Absicherungskonzept gegen Arbeitsunfähigkeit oder Arbeitslosigkeit kann man sich den Traum vom eigenen Heim heute erfüllen und trotzdem ruhig schlafen. Umschuldungskunden, deren Festzinsbindung jetzt ausläuft, sollten die Chance nutzen und bis zum Ende der Laufzeit die Konditionen sichern. Der Bankwechsel ist bei Ablauf der Zinsbindung möglich und nur mit geringen Kosten verbunden, die von den Zinsvorteilen meist weit übertroffen werden.
Die Bestsätze für Annuitätendarlehen für 5 Jahre liegen derzeit bei 3,38%, für 10 Jahre bei 3,57%, für 15 Jahre bei 3,80%, für 20 Jahre bei 3,94%.
Tendenz:
– kurzfristig: seitwärts
– mittelfristig: aufwärts
*Robert Haselsteiner ist Gründer und Vorstand der Interhyp AG. Er verfügt über langjährige Erfahrung im Investment Banking – unter anderem im Fixed Income Bereich – bei Salomon Brothers und Goldman Sachs.