Wirtschaftsexperten warnen vor leichtsinnigen Baufinanzierungen
Wirtschaftswissenschaftler und Verbraucherschützer warnen angesichts von Rekord-Niedrigzinsen vor riskanten Baufinanzierungen. „Falsche Preise führen zu falschen Entscheidungen“, sagte Professor Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim auf einem Symposium der Bausparkasse Schwäbisch Hall.
Durch das künstlich niedrig gehaltene Zinsniveau gehe die Steuerungsfunktion des Zinses verloren, argumentierte Burghof auf der Tagung in München, die unter dem Motto „Private Vorsorge in der Niedrigzinsphase“ stand. Kostspieliger Leichtsinn auf Verbraucherseite, insbesondere bei Immobilienfinanzierungen, sei häufig die Folge. Immer wieder glaubten Verbraucher auch, eine Baufinanzierung gänzlich ohne Eigenkapital stemmen zu können. Die Nullzinspolitik der EZB kritisierte Burghof als „riesige Vermögensumvereilung“, von Sparern und Privatanlegern hin zu den schwächelnden Banken in Krisenstaaten, die auf eine günstige Refinanzierung angewiesen seien.
Walter Weiler, Leiter Kollektivmanagement bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall machte auf der Veranstaltung deutlich, dass Verbraucher mit Bausparen die Risiken bei der Baufinanzierung erheblich reduzieren und gleichzeitig Eigenkapital bilden können. Da beim Bausparen die Zinsen über die gesamte Laufzeit festgeschrieben sind, „sichert sich der Verbraucher gegen steigende Zinsen ab und macht sich unabhängig von der Entwicklung am Kapitalmarkt.“
Martin Reuter, Baufinanzierungsberater der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, berichtete aus der Praxis, dass viele Menschen vor allem die leichte und günstige Verfügbarkeit von Geld im Visier hätten. Ob eine Baufinanzierung tatsächlich tragbar sei, gerate dabei häufig aus dem Blickfeld. Vor allem Nebenkosten wie Grunderwerbsteuer, Makler- und Notargebühren, Umzugs- oder Renovierungskosten würden nicht selten ganz übersehen. Reuter empfahl eine Eigenkapitalquote von 20 bis 30 Prozent als Grundlage einer soliden Immobilienfinanzierung.