Im Wochenverlauf haben die Baugeldzinsen in Deutschland neue historische Tiefstände erreicht. Nie zuvor war es in den vergangenen 50 Jahren günstiger, eine Immobilie zu finanzieren. Verantwortlich für die jüngsten Zinsrückgänge sind die beständig schwächer werdenden Wirtschaftsdaten in den USA. Während Euroland seit Jahren keine eigene Wachstumsdynamik aufweist – und daher die Leitzinsen und die langfristigen Kapitalmarktzinsen naturgemäß niedrig sein müssen – konnten die USA in dieser Periode mit einem Wirtschaftswachstum von weit über 4% pro Jahr glänzen
Im Wochenverlauf haben die Baugeldzinsen in Deutschland neue historische Tiefstände erreicht. Nie zuvor war es in den vergangenen 50 Jahren günstiger, eine Immobilie zu finanzieren. Verantwortlich für die jüngsten Zinsrückgänge sind die beständig schwächer werdenden Wirtschaftsdaten in den USA. Während Euroland seit Jahren keine eigene Wachstumsdynamik aufweist – und daher die Leitzinsen und die langfristigen Kapitalmarktzinsen naturgemäß niedrig sein müssen – konnten die USA in dieser Periode mit einem Wirtschaftswachstum von weit über 4% pro Jahr glänzen. Dieser Glanz ermattet von Monat zu Monat. Mit einem Wirtschaftswachstum von 3,1% für das erste Quartal 2005 präsentierte die USA in der abgelaufenen Woche das schwächste Quartal seit zwei Jahren. 3,1% sind zwar für europäische Verhältnisse eine stolze Zahl, reichen aber in den USA aufgrund der hohen Produktivitätszuwächse nicht aus, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Und ohne neue Jobs stagniert die Konsumerwartung; und der private Konsum ist mit 70% der dominante Wirtschaftsfaktor in den USA.
Für uns wird daher immer klarer: Notenbank-Chef Alan Greenspan wird bald am Ende seiner Politik der Leitzinsanhebungen angekommen sein. Das wiederum stützt den Anleihemarkt und hindert auch die langen Zinsen, höher zu gehen – Ölpreisanstieg und Inflationsdiskussion hin oder her. Für den 3. Mai erwarten wir allerdings noch einen Zinsschritt nach oben – wahrscheinlich der letzte für die nächsten Monate. Für die Baugeldzinsen sehen wir turbulente nächste Wochen: Zum dritten Mal in den letzten zwei Jahren stoßen wir bei den 10-jährigen Pfandbriefrenditen an die 3,50%-Marke. Das heißt: Entweder wir bewegen uns nun in ein völlig neues Umfeld oder wir werden in den nächsten Monaten eine starke Korrektur sehen. Für Bauherren und Umschuldungskunden lohnt es, auf Nummer sicher zu gehen und diese Bauzinsen zumindest für einen Teil des Darlehens langfristig festzuzurren.
15- und 20-jährige Konditionen sind extrem günstig und können auch gut mit 5-jährigen Tranchen kombiniert werden, um die laufende Belastung noch weiter zu senken. Wem große Flexibilität bei Sondertilgungen wichtig ist, sollte auch in dieser Tiefzinsphase zu Kombi-Darlehen greifen. Ganz wichtig ist eine Tilgung von mindestens 2%, um die Gesamtlaufzeit des Darlehens unter 30 Jahren zu halten. Umschulder können aufgrund der flachen Zinsstrukturkurve derzeit auch über günstige Forward-Darlehen ihre Fälligkeiten der nächsten 36 Monate gegen Zinsanstiege absichern. Auf jeden Fall gilt: An den Finanzierungskosten scheitert derzeit keine Immobilienanschaffung – vom Mieter zum Eigentümer zu werden, war nie günstiger.
Die Bestsätze für Annuitätendarlehen für 5 Jahre liegen derzeit bei 3,10%, für 10 Jahre bei 3,69%, für 15 Jahre bei 3,99%, für 20 Jahre bei 4,21% und für 25 Jahre bei 4,84% effektiv.
Tendenz:
– kurzfristig: aufwärts
– mittelfristig: aufwärts
* Robert Haselsteiner ist Gründer und Vorstand der Interhyp AG. Er verfügt über langjährige Erfahrung im Investment Banking – unter anderem im Fixed Income Bereich – bei Salomon Brothers und Goldman Sachs.