Nach dem beschleunigten Abwärtstrend der vergangenen zwei Wochen ist es an den Zinsmärkten in den vergangenen Tagen zu einer kräftigen Korrektur gekommen. Dabei handelt es sich nicht um eine Trendwende oder eine Veränderung der fundamentalen Einschätzung der Konjunkturaussichten in den USA oder in Europa – sondern vielmehr um eine technische Reaktion
Nach dem beschleunigten Abwärtstrend der vergangenen zwei Wochen ist es an den Zinsmärkten in den vergangenen Tagen zu einer kräftigen Korrektur gekommen. Dabei handelt es sich nicht um eine Trendwende oder eine Veränderung der fundamentalen Einschätzung der Konjunkturaussichten in den USA oder in Europa – sondern vielmehr um eine technische Reaktion. Viele Investoren wurden in den vergangenen Wochen von den Zinsrückgängen auf dem falschen Fuß erwischt. Spekulanten haben diese Situation ausgenutzt, um die Kursniveaus an den Anleihemärkten noch weiter zu treiben und die Investoren zu Deckungskäufen zu zwingen. Das hatte zu kurzfristigen Übertreibungen geführt, die jetzt abgebaut werden. Die Konjunkturdaten indes bleiben vorerst unverändert. Das Wachstum in den USA entwickelt sich nicht wie erwartet und Euroland droht weiter eine Rezession. Damit reißt die Spekulation auf eine Leitzinssenkung der EZB in den nächsten Monaten nicht ab. Entsprechend gering ist das Aufwärtspotential bei den Kapitalmarktzinsen.
Die aktuelle Korrektur kann in den nächsten Handelstagen die Zinsen durchaus um weitere 15 bis 20 Renditestellen nach oben treiben, bevor es zu einer Stabilisierung kommt. Langfristig planende Finanzierungsinteressenten sollten sich daher die aktuellen Konditionen sichern. Besonders die langen Zinsbindungen sind im historischen Vergleich extrem günstig. Daran ändert ein Anstieg um einige Renditestellen nichts. Der historische Durchschnitt für 10-jährige Konditionen liegt knapp unter 7 Prozent und damit fast doppelt so hoch wie die heutigen Bestsätze. Darlehensnehmer sollten daher zumindest einen Teil der Finanzierungssumme auf 15 oder 20 Jahre festzurren und dadurch langfristige Zins- und Kalkulationssicherheit herstellen. Bei dem Darlehensteil, der schneller getilgt werden soll, kann die Beimischung einer 5-jährigen Tranche die laufende Belastung senken und Flexibilität eröffnen. Eine solche Zinsoptimierung lässt sich ebenso durch die beliebten Kombi-Darlehen erreichen. Wichtig ist die Tilgungshöhe: Interhyp empfiehlt eine Tilgung von mindestens 2 Prozent pro Jahr, um eine Rückzahlung des Kredites in rund 25 Jahren sicherzustellen.
Die Bestsätze für Annuitätendarlehen für 5 Jahre liegen derzeit bei 2,96%, für 10 Jahre bei 3,56%, für 15 Jahre bei 3,77% und für 20 Jahre bei 3,93% effektiv.
Tendenz:
– kurzfristig: aufwärts
– mittelfristig: seitwärts
* Robert Haselsteiner ist Gründer und Vorstand der Interhyp AG. Er verfügt über langjährige Erfahrung im Investment Banking – unter anderem im Fixed Income Bereich – bei Salomon Brothers und Goldman Sachs.