Darlehensnehmer sollten langfristige Konditionen bevorzugen
Immobilienkäufer erleben derzeit eine ungewöhnliche Situation, wie es sie
zuletzt Anfang der 90iger Jahre gegeben hat: Kredite mit kurzer Zinsbindung
sind teilweise teurer als Darlehen mit langer
Zinssicherheit. „Kreditnehmer sollten vor diesem Hintergrund unbedingt zu
langen Zinsbindungen greifen. Diese sind nicht nur preiswerter, sondern bieten
gleichzeitig mehr Kalkulationssicherheit“, sagt Kai Oppel vom Baugeldvermittler
HypothekenDiscount.
Anfang
dieser Woche konnten Immobilienkredite mit zehnjähriger Zinsbindung ab
4,80 Prozent aufgenommen werden. Darlehen mit fünfjähriger Zinsbindung
kosteten indes mindestens 4,82 Prozent – und damit 0,02 Prozentpunkte
mehr. „In den vergangenen 20 Jahren erlebten Kreditnehmer ein anderes
Szenario. Für die Sicherheit einer langen Zinsbindung mussten sie einen
Aufschlag bezahlen“, sagt Oppel. Laut HypothekenDiscount ist der
Konditionsunterschied zwischen kurzen und langen Zinsbindungen in den
vergangen Jahren wegen der flachen Zinsstrukturkurve immer geringer
geworden. Allerdings mussten Kreditnehmer für zehnjährige Kredite
zuletzt meist zwischen 0,2 Prozentpunkten und bis zu einem Prozent mehr
bezahlen als für fünfjährige Darlehen. Das Plus an
Kalkulationssicherheit, das eine lange Zinsbindung beschert, hatte
einen Kredit bisher um mehrere tausend Euro verteuert.
Aktuell
ist die Zinsstrukturkurve noch flacher geworden und teilweise sogar
invers. Diese Situation entsteht, wenn die Notenbank die kurzfristigen
Zinsen durch Zinserhöhungen anhebt – wie aktuell wegen der zu hohen
Inflation. Ein anderer Auslöser kann eine bevorstehende
Konjunkturschwäche sein, weil Finanzmarkteilnehmer verstärkt in
langfristige Zinspapiere investieren und damit deren Renditen drücken.