StartPlanenFinanzierungImmobilienfinanzierung: Nach langem Zinsanstieg jetzt mögliche Zinsrückgänge nutzen

Immobilienfinanzierung: Nach langem Zinsanstieg jetzt mögliche Zinsrückgänge nutzen

Von Sven Radtke, Leiter HypothekenDiscount

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 7. Juni den Leitzins erwartungsgemäß angehoben. Die Folge: Während Sparer demnächst höhere Erträge aus ihren Anlagen erhalten, müssen Darlehensnehmer bei Krediten künftig tiefer in die Tasche greifen. Allerdings könnten sich die Konditionen für

Von Sven Radtke, Leiter HypothekenDiscount

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 7. Juni den Leitzins erwartungsgemäß angehoben. Die Folge: Während Sparer demnächst höhere Erträge aus ihren Anlagen erhalten, müssen Darlehensnehmer bei Krediten künftig tiefer in die Tasche greifen. Allerdings könnten sich die Konditionen für Hypothekenkredite kurzfristig entspannen. Immobilienkäufer und Darlehensnehmer mit laufenden Krediten sollten daher wachsam sein und kurzfristige Zinsrückgänge zur Kreditaufnahme nutzen.

Wie schon bei den vorangegangenen neun Zinsschritten seit Dezember 2005 stieg der Refinanzierungssatz erneut um 0,25 Prozentpunkte auf nun vier Prozent. Die EZB-Entscheidung war bereits – wie die Experten es formulieren – weitgehend eingepreist. Viel interessanter sind deshalb die Begründung für den Zinsschritt und der weitere Ausblick, den Notenbankpräsident Jean-Claude Trichet anschließend gab.

So bezeichnete Europas oberster Währungshüter die EZB-Geldpolitik als „noch auf der akkommodierenden Seite“. Im Klartext: Der Leitzins von vier Prozent unterstützt die starke Konjunktur in Europa. Mindestens eine weitere Zinserhöhung dürfte damit ausgemachte Sache sein – ebenfalls keine große Überraschung.

Aufhorchen aber lassen sprachliche Nuancen: Noch im Mai dieses Jahres hatte Trichet die Geldpolitik „weiter auf der akkommodierenden Seite“ gesehen. Der EZB-Chef bezeichnete den Zins nicht mehr als „moderat“, sondern nur die Finanzierungsbedingungen als „günstig“. Außerdem werde der EZB-Rat die Inflationsrisiken „genau beobachten“ – nach allen Zinsschritten seit August 2006 hatte Trichet die Formulierung „sehr genau beobachten“ gewählt. Die Wortwahl deutet darauf hin, dass die EZB einen Gang zurückschaltet. Sollte sich an den konjunkturellen Eckdaten in Europa nichts Gravierendes verändern, dürfte der Zinserhöhungszyklus nun langsamer voranschreiten und Ende des Jahres seinen Höhepunkt erreichen.

Künftige Eigenheimer und Umschuldungsfinanzierer sollten deshalb die Gunst der Stunde nutzen. Auch wenn im Markt die Unsicherheit bleibt, spricht nun vieles für eine kurzfristige Entspannung bei den Preisen für Immobilienkredite. Unmittelbar nach der EZB-Zinsentscheidung haben die Renditen der 10-jährigen Bundesanleihen bereits leicht nachgegeben. Die Zinspapiere gelten als Benchmark für Hypothekendarlehen. Ihre Renditen waren seit Anfang März um 0,5 Prozentpunkte kräftig geklettert.

Bei einem Kredit in Höhe von 200.000 Euro und zehn Jahren Zinsbindung kostet dieser Zinsunterschied rund 6.000 Euro. Immobilienfinanzierer sollten also Zinsrückgänge in den kommenden Wochen nutzen und ihr Darlehenspaket rasch unter Dach und Fach bringen. Noch gibt es Hypothekenkredite zu unter fünf Prozent.

Da die Schwankungen bei den Hypothekenzinsen zunehmen, werden der sorgfältige Konditionenvergleich und das richtige Timing für den Abschluss noch wichtiger. Auch wer erst in einigen Monaten oder Jahren in die nächste Finanzierungsrunde muss, sollte schon heute eine Prolongation prüfen. Noch immer ist der Abstand zwischen den langfristigen und kurzfristigen Zinsen gering – Fachleute sprechen von einer flachen Zinsstrukturkurve. Und selbst bei Forward-Darlehen bis zu 60 Monaten ist der Aufschlag für die Zinssicherung minimal.

Zins-Tendenz:

kurzfristig: schwankend, leicht fallend

mittelfristig: seitwärts schwankend

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