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Schuldenfalle Fremdwährungsdarlehen

Vorsicht für Baudarlehen in Franken und Yen!

Traditionell sind die Schweiz und auch Japan Niedrigzinsländer. Deshalb bieten Banken in Deutschland, vor allem aber freie Kreditvermittler Hypotheken-Darlehen vorzugsweise in Schweizer Franken, vereinzelt auch in japanischen Yen. Da es sich hierbei um nichts anderes als hoch-riskante Währungsspekulationen handelt, kann schnell aus dem vermeintlich spottbilligen Baukredit das finanzielle Fiasko werden.

In Deutschland sind auf Euro lautende Hypotheken-Darlehen über sämtliche Zinsbindungsfristen hinweg historisch preiswert. So kostet ein Baukredit mit zehnjähriger Zinsfestschreibung teils spürbar weniger als vier Prozent im Jahr. Der langfristige Zinsdurchschnitt indes liegt bei etwas mehr als sieben Prozent. Dies bedeutet in Euro und Cent gerechnet: Bei einem Hypotheken-Darlehen in Höhe von 200.000 Euro und bei zehnjähriger Zinsfestschreibung kann ein Bauherr Jahr für Jahr fast 7.000 Euro sparen, in zehn Jahren entsprechend beinahe 70.000 Euro.

Aber es geht möglicherweise noch preiswerter. „Dies behaupten jedenfalls insbesondere freie Kreditvermittler und preisen deshalb Hypotheken-Darlehen vorzugsweise in Schweizer Franken an, bisweilen auch in japanischen Yen“, sagt Florian Haas, Vorsitzender der „Schutzgemeinschaft für Baufinanzierende e. V.“ in München.

Tatsächlich können Baudarlehen in fremden Niedrigzinswährungen wie Franken oder Yen zumindest auf den ersten Blick deutlich günstiger sein als Euro-Kredite. Allerdings „schrumpft der finanzielle Vorteil spürbar, sobald der Vermittler erst einmal seine oft happige Bearbeitungsgebühr draufgeschlagen hat“, warnt Florian Haas. In solchen Fällen sind Franken- und auch Yen-Kredite häufig nur noch ganz wenig, falls überhaupt, preiswerter als vergleichbare Euro-Darlehen.

Was über Jahre und Jahrzehnte auf Grund des Zinseszins-Effektes sicher immer noch ein passables Geschäft wäre. Tatsächlich ist es ein solches jedoch nur selten. Denn Baukredite, die auf Schweizer Franken oder japanische Yen lauten, sind nichts anderes als eine knallharte Währungsspekulation. Und „deshalb geeignet ausschließlich für hartgesottene und nervenstarke Bauherren, die zudem noch ausreichend Vermögen für den Ernstfall in der Hinterhand haben“, warnt Schutzgemeinschaft-Vorsitzender Florian Haas. Das liegt in der Natur der Sache, denn die eigenen vier Wände zum Beispiel mit einem Franken-Kredit zu finanzieren läuft – vereinfacht – wie folgt ab:

Der erforderliche Darlehensbetrag wird von Euro in die eidgenössische Währung getauscht. Der vereinbarte Darlehenszins und auch die regelmäßige Tilgung erfolgen ebenfalls in Franken, weshalb auch hier der Umtausch nötig ist. Dies könnte zu einem sehr guten Geschäft werden, sofern denn das Umtauschverhältnis von Euro und Franken stets – also die nächsten Jahre und Jahrzehnte – gleich bliebe. Oder aber der Euro regelmäßig stärker wird, also „aufwertet“, so der Fachbegriff, zum Franken.

„Das hat jedoch mit der Realität an den Währungsmärkten nichts zu tun“, weiß Florian Haas. Bestes Beispiel sind die Wertverschiebungen zwischen dem Euro und dem Schweizer Franken in den vergangenen Monaten. Seinerzeit musste man für einen Euro rund 1,53 Franken bezahlen. Wenige Wochen später kostete der Euro nur noch gut 1,30 Franken. Dies bedeutet, gegenüber der eidgenössischen Währung hatte das europäische Einheitsgeld um rund 15 Prozent abgewertet.

„Für Baufinanzierende mit einem Franken-Kredit eine fatale Situation, die ganz schnell das finanzielle Aus bedeuten kann“, erläutert Florian Haas. Zwar ist der Darlehensbetrag in dieser Zeit auf Franken-Basis praktisch gleich hoch geblieben. Aber in Euro gerechnet hat er sich um eben jene 15 Prozent erhöht. Aus einem Kredit in Höhe von 200.000 Euro wurde durch die Euro-Schwäche bzw. die Franken-Aufwertung plötzlich einer in Höhe von 215.000 Euro. Entsprechend verteuerten sich auch die bei Annuitäten-Darlehen üblichen regelmäßigen Zins- und Tilgungszahlungen.

Deshalb: „Finger weg von Fremdwährungsdarlehen. Eine langfristig solide und wetterfeste Baufinanzierungs-Strategie darf keine spekulativen Elemente enthalten“, betont Florian Haas. Dies gelte insbesondere für Durchschnittsverdiener, deren Finanzierungen „auf Kante genäht sind und die mit jedem Euro rechnen müssen“, fügt Haas hinzu.

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