Viel Eigenkapital erspart schlaflose Nächte
So viel eigenes Geld wie möglich, so wenig geliehenes Geld wie nötig – dies ist die Goldene Regel der Eigenheim-Finanzierung. Künftige Bauherren und Käufer sollten deshalb als erstes einen Kassensturz über ihr verfügbares Vermögen machen und dabei überprüfen, wie viel davon als Eigenkapital bei der Finanzierung eigener vier Wände eingesetzt werden kann.
Zwar erreichte die Finanzkrise seinerzeit auch Deutschland. Aber deren Auswirkungen auf den hiesigen Immobilienmarkt waren bei Weitem nicht so tragisch und beängstigend wie in den USA. „Grund dafür ist in der Hauptsache, dass insbesondere Wohnimmobilien bei uns traditionell sehr konservativ finanziert werden“, sagt Florian Haas, Vorstandsvorsitzender der „Schutzgemeinschaft für Baufinanzierende e. V.“ in München. Dies bedeutet: In der Regel haben Hypotheken-Darlehen für einen längeren Zeitraum zwischen fünf und zwanzig Jahren einen vertraglich vereinbarten, festen Zinssatz. Während dieser so genannten Zinsbindungsfrist besteht somit Kalkulationssicherheit für den Bauherrn bzw. Käufer, weil der Kredit selbst dann nicht teurer wird, falls die Zinsen an den Kapitalmärkten steigen.
Zweiter Grund dafür, dass der Immobilienmarkt zwischen Flensburg und Füssen noch recht glimpflich davongekommen ist: So gut wie keine Bank vergibt Hypotheken-Darlehen an Bauherren, die kein oder nur sehr wenig Eigenkapital mitbringen. Meist werden zehn bis 15 Prozent der Bau- bzw. Erwerbskosten gefordert. Auf der sehr sicheren Seite sind Kreditnehmer, sofern sie zwanzig bis dreißig Prozent eigenes Geld mitbringen. „Das ist ein sehr guter Puffer für den Fall, dass der Bauherr und seine Familie vorübergehend eine finanzielle Durststrecke überstehen müssen“, erläutert Finanzierungsexperte Haas.
Viele, die schon in Kürze ein schmuckes Haus am grünen Stadtrand oder eine schicke Eigentumswohnung in guter Citylage kaufen wollen, haben bereits einige Jahre vorher mit den finanziellen Vorbereitungen begonnen. Einziges Ziel: Am Tag X ausreichend Eigenkapital zu haben, damit die Finanzierung wetterfest wird. Zu diesen Vorbereitungen zählen etwa der Abschluss von Bau- oder Banksparverträgen, die regelmäßige Anlage in Investmentfonds und bisweilen auch der Abschluss einer Kapital-Lebensversicherung, die sich zum Zweck der Eigenheim-Finanzierung beleihen lässt. Wichtig: „Rechtzeitig bevor die Bau- oder Kaufpläne konkret werden, sollte ein Kassensturz über das vorhandene und schnell verfügbare Vermögen erfolgen“, rät Florian Haas.
Das ist im Übrigen weitaus weniger kompliziert, als es auf den ersten Blick scheint. Denn erforderlich sind im Grunde nur drei Informationen: die Art des Vermögens, dessen Wert zu einem bestimmten Stichtag sowie eine Antwort auf die Frage, ob sich das Vermögen im Handumdrehen und ohne Werteinbuße „verflüssigen“ lässt.
Hintergrund: Wer zum Beispiel eine Lebens- oder private Rentenversicherung kündigt, zumal in den Anfangsjahren, erhält häufig deutlich weniger Geld zurück, als bis dato eingezahlt wurde. Bessere Alternativen sind, jene Police entweder „beitragsfrei“, so der Fachbegriff, zu stellen, oder aber sie zu beleihen und so in die Finanzierungsstrategie zu integrieren.
Tipp: So wichtig möglichst viel Eigenkapital für einen ruhigen Schlaf auch ist – „keinesfalls sollte sich der Bauherr bis auf den letzten Cent verausgaben. Stattdessen sind drei bis fünf Netto-Monatsgehälter in der Hinterhand, am besten angelegt auf einem Tagesgeldkonto, empfehlenswert, um unvorhergesehene Ausgaben bestreiten zu können“, rät eindringlich Schutzgemeinschafts-Vorsitzender Florian Haas. Und falls trotz aller Anstrengungen bis auf Weiteres nur wenig Eigenkapital zusammenkommt für den Hausbau oder den Wohnungskauf? Dann besser noch ein paar Jahre warten und zur Miete wohnen, „bevor man sich in ein finanzielles Abenteuer stürzt“, warnt Haas.