Bereits seit sechs Wochen steigen die Zinsen für US-Staatsanleihen kontinuierlich an. Das ist die längste Periode seit 1994. Die Rendite auf 10-jährige Treasuries liegt jetzt bei 4,87% – ein Anstieg von mehr als 1,20% seit dem Tiefstand im März
Bereits seit sechs Wochen steigen die Zinsen für US-Staatsanleihen kontinuierlich an. Das ist die längste Periode seit 1994. Die Rendite auf 10-jährige Treasuries liegt jetzt bei 4,87% – ein Anstieg von mehr als 1,20% seit dem Tiefstand im März. Wir gehen davon aus, dass die 5%-Hürde getestet wird, bevor es zu einer Erholung am Rentenmarkt kommt. Mehrere Faktoren spielen derzeit eine Rolle: Die Anleger in den USA bereiten sich auf eine Erhöhung der Leitzinsen durch die US-Notenbank vor und haben daher kräftig länger laufende Anleihen verkauft. Aufgrund der zuletzt positiven Arbeitsmarktzahlen und vor allem aufgrund der gestiegenen Inflationsängste erwartet eine Mehrheit der Marktteilnehmer einen ersten Schritt nunmehr schon für die Notenbank-Sitzung am 30. Juni. Bestärkt wird die momentane Tendenz von der heftigen Preisspekulation am Ölmarkt, die Inflationsängste schürt. Mit mehr als 41$ hat der Ölpreis den höchsten Stand seit 20 Jahren erreicht. Was kurzfristig vor allem inflationär wirkt, könnte sich mittelfristig jedoch als deflationär herausstellen. Ein immer größerer Teil des verfügbaren Einkommens fließt derzeit in Ausgaben für Benzin und fehlt daher für produktive Konsumzwecke. Das Wachstum kommt damit weltweit, aber besonders in Europa, unter Druck.
Wie gefährlich steigende Kapitalmarktzinsen für die Immobilienmärkte in den USA sein können, zeigt sich eindrucksvoll an der Preisbewegung bei US-Immobilienfonds. In den letzten Wochen kam es hier zu einem Einbruch von 25% – ein Vorbote für das Rückschlagspotenzial bei den Hauspreisen in den USA, deren Preissteigerungen eine kräftige Stütze für das außergewöhnliche Konsumverhalten der Amerikaner in den letzten Jahren waren. Der einzige Lichtblick in Europa bleibt der Exportsektor, dessen Beitrag im ersten Quartal zu einem Wirtschaftswachstum von 0,6% in Euroland geführt hat. Das ist etwas besser als erwartet, aber viel zu wenig, um Impulse auf den Arbeitsmarkt auszulösen. Vor dem Hintergrund der Entwicklung in den USA wird die EZB aber mit einer Zinssenkung noch warten und ihr Pulver trocken halten. Wir sehen für die nächste Woche noch die Gefahr eines Anstiegs der Baugeldkonditionen um ca. 0,10%, bevor es zu einer Beruhigung an den Anleihemärkten kommt.
Für Zinsoptimierer, die Sicherheit mit Chance verbinden wollen, bleiben in diesem Umfeld Kombi-Darlehen sehr interessant. Sie bieten derzeit für Immobilienkäufer eine gute Möglichkeit, eine mittlere oder lange Zinsbindung mit den Vorteilen flexibler Sondertilgungen ohne Aufpreis zu vereinen. Dabei werden bis zu 50% der Darlehenssumme an den EURIBOR-Satz gebunden, was zu einer deutlichen Reduzierung der laufenden Belastung führt. Für Immobilienkäufer, die die derzeit niedrigen Geldmarktzinsen nutzen wollen, ist das FlexPlus-Darlehen bereits ab 2,94% nominal zu haben. Bei diesem Darlehen wird der Zinssatz alle sechs Monate abhängig vom EURIBOR-Satz festgelegt. Zur Sicherheit ist eine Zinsobergrenze von 6,5% für 10 Jahre eingebaut. Weiterhin besteht die Möglichkeit, zu jedem Zinstermin bis zu 100% des Darlehens zu tilgen oder in eine Festzinsbindung zu wandeln.
Die Bestsätze für Annuitätendarlehen für 5 Jahre liegen derzeit bei 3,94%, für 10 Jahre bei 4,66%, für 15 Jahre bei 4,99%, für 20 Jahre bei 5,21% und für 27 Jahre bei 5,54% effektiv.
Tendenz:
kurzfristig: aufwärts
mittelfristig: seitwärts
* Robert Haselsteiner ist Gründer und Vorstand der Interhyp AG. Er verfügt über langjährige Erfahrung im Investment Banking – unter anderem im Fixed Income Bereich – bei Salomon Brothers und Goldman Sachs.