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VPB rät: Junge Bauherren sollten heute schon fürs Alter planen

„Wer in seinen eigenen vier Wänden alt werden möchte, der

sollte sein Haus bereits in jungen Jahren barrierefrei planen“, rät

Thomas Penningh, Vorsitzender des Verbands Privater Bauherren (VPB)

„Die Bundesbürger werden immer älter, und mit zunehmendem Alter leiden

sie häufiger an körperlichen Behinderungen.“ Knapp drei Viertel der

schwer behinderten Menschen im Land ist heute schon über 55 Jahre alt.

Das hat das Statistische Bundesamt ermittelt, alles in allem gelten in

Deutschland über 6,6 Millionen Menschen als schwer behindert, rund ein

Drittel von ihnen leidet an körperlichen Behinderungen und ist im

Alltag auf eine barrierefreie Umwelt angewiesen.

„Barrierefreies Planen empfiehlt sich vor allem für junge Bauherren“,

erläutert VPB-Vorsitzender Penningh, „denn sie sind die zukünftigen

Senioren und müssen im Alter mit entsprechenden körperlichen

Einschränkungen rechnen. Bereiten sie ihr eigenes Haus von Anfang an

für eventuelle Behinderungen vor, dann müssen sie im Alter, nach

Unfall oder Krankheit nicht umziehen, sondern können in ihrer

vertrauten Umgebung bleiben und dort selbst bestimmt leben.“

Gerade in der Planungsphase können viele Details berücksichtigt

werden, um das Einfamilienhaus ohne größeren bautechnischen oder

finanziellen Aufwand für eventuelle alters- oder unfallbedingte

Behinderungen vorzubereiten. Behindertengerechte Planung beginnt an

der Gartentür: Vorausschauende Bauherren vermeiden Schwellen und

Treppenstufen auf allen Zuwegen, vor allem am Hauseingang. Sie sind

nicht nur lästig im Alltag, sondern bilden für Alte, Geh- und

Sehbehinderte wie auch für Rollstuhlfahrer gefährliche, kaum zu

überwindende Hemmnisse.

Umsichtige Bauherren planen auch von vornherein viel Platz vor und

hinter der Haustür ein: 1,50 Meter auf 1,50 Meter Bewegungsfläche

benötigen Rollstuhlfahrer zum rangieren. Dieser Raum bewährt sich aber

auch im Alltag junger Familien, sie brauchen Platz für Kinderwagen und

Rutschautos. „Die Bewegungsfläche von 1,50 mal 1,50 Meter sollte

grundsätzlich vor allen Türen, an allen Treppenantritten, im Flur, im

Bad, in der Küche und auch auf der Gästetoilette eingeplant werden“,

rät Verbraucherschützer Penningh. Wichtig für Rollstuhlfahrer sind

auch breite Haustüren: 90 Zentimeter lichtes Durchgangsmaß sollten im

Neubau heute selbstverständlich sein.

Wer in jungen Jahren sein Haus baut, der rechnet noch nicht mit

Gebrechlichkeit oder gar Behinderung im Alter. Es wäre auch verfrüht,

zu diesem Zeitpunkt bereits Küche oder gar Bad behindertengerecht

auszustatten. Sinnvoll ist es allerdings, Größe und Grundriss der

Küche von Beginn an für alle Eventualitäten der Zukunft zu bemessen.

Der größte mögliche Platzbedarf in der rollstuhlgerechten Küche

errechnet sich aus dem Wendekreis eines elektrischen Rollstuhles –

1,50 Meter. Entsprechend müssen in der Küche stets 1,50 Meter mal 1,50

Meter Bewegungsfläche vor den Küchenmöbeln eingeplant werden.

Auch die Küchentür sollte mindestens 90 Zentimeter breit sein – oder

sich zumindest im Bedarfsfall auf dieses Maß erweitern lassen. Das

gilt natürlich für alle Türen im Haus: Im Idealfall sind sie 90

Zentimeter breit. Wer aber nicht schon in jungen Jahren mit solch

großzügigen Türbreiten wohnen möchte, der kann sie zunächst mit einem

entsprechend breiten Sturz versehen und dann auf ein kleineres Maß

zumauern lassen. Die eine Steinreihe lässt sich später bei Bedarf

leicht herausnehmen.

Wer barrierefrei baut, der muss auf versetzte Ebenen verzichten. Auch

einzelne Treppenstufen im Wohnbereich, wie sie gerne zur Überbrückung

leichter Hanglagen eingeplant werden, sollten vermieden oder im

Notfall durch Schrägen ersetzt werden.

Die Technik spielt in der barrierefreien Wohnung eine große Rolle;

kaum ein Haushalt kommt noch ohne Fernseher, Telefon oder Stereoanlage

im Wohnraum aus. Und das ist erst der Anfang: Setzt sich moderne

Kommunikationstechnik auf breiter Flur durch, dann stehen in

bundesdeutschen Wohnzimmern bald handliche Multi-Media-PCs, die den

Bewohner mit dem Rest der Welt und deren Diensten vernetzen.

Hilfreiche Technik auch für Senioren und Menschen mit Behinderungen!

Vorausschauende Bauherren lassen deshalb schon während des Baus

entsprechend Leerrohre vorsehen. Auch elektrische Rollladenheber sind

kein Luxus, sondern eine echte Alltagshilfe, vor allem, wenn die Kraft

der Bewohner zum täglichen Öffnen und Schließen nicht mehr ausreicht.

Übrigens: Auch Hebeschiebtüren, so genannte PSK-Türen, sind oft für

Rollstuhlfahrer und ältere Menschen ein Hindernis. Sie haben nicht die

Kraft diese Türen zu öffnen. Der Bausachverständige hilft bei der

Suche nach Alternativen.

Diese und weitere Planungsgrundlagen hat der VPB in seiner Broschüre

„Vorbauen: Barrierefrei“ zusammengestellt. Der Bauherren-Leitfaden,

mit zahlreichen Erklärungen, Skizzen und Checklisten für alle Räume im

Haus, kostet fünf Euro Schutzgebühr und kann unter www.vpb.de im

Bereich „Services“ über das Internet bestellt werden.

Weitere Informationen unter www.vpb.de

Verband Privater Bauherren (VPB)

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