Die derzeitige Zinssituation
Die Leitzinsen der
Europäischen Zentralbank wurden im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise
bereits im Frühjahr 2009 auf das bis heute geltende Tief von einem Prozent
gesenkt. Dies führte in der Folge dazu, dass auch die Zinsen für längerfristige
Immobiliendarlehen gesunken sind und Baufinanzierer nun ihre Vorhaben deutlich
günstiger finanzieren können
Zum Teil können die am häufigsten genutzten zehnjährigen Annuitätendarlehen schon unter 4% p.a. abgeschlossen werden.
Zusätzlich zu den historisch niedrigen Leitzinsen erhöht sich auch der Konkurrenzdruck unter den Banken, was wiederum für ein sinkendes Zinsniveau in den letzten Monaten gesorgt hat.
Hierdurch jedoch erhöht sich das Risiko einer kommenden Inflation, da nsbesondere die Staaten hohe Kreditsummen aufgenommen haben, um die befürchteten Folgen der Wirtschaftskrise einzudämmen. Obwohl die Zinskonditionen im kurzfristigen Bereich noch immer historisch niedrig sind zeigt sich daher, dass bei Anleihen und somit auch bei Krediten mit längeren Laufzeiten bereits Zinsaufschläge zu beobachten sind. Werden die Inflationssorgen größer, wird die Europäische Zentralbank wohl ihre Leitzinsen erhöhen, um ihr selbst gestecktes Inflationsziel nicht zu verfehlen. Für Kreditnehmer bedeutet dies, dass sie das heute niedrige Zinsniveau nutzen sollten, um beispielsweise eine günstige Anschlussfinanzierung abzuschließen.
Anschlussfinanzierung mittels Forward Darlehen
Eine Anschlussfinanzierung wird bei Annuitätendarlehen zum Ende der Zinsbindungszeit notwendig, sofern das Darlehen zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig getilgt ist. Kann die Anschlussfinanzierung zu den heute geltenden niedrigen Zinsen vereinbart werden, sollte die neue Zinsbindung möglichst langfristig sein, um das Zinsniveau zu sichern.
Doch nicht nur Kreditnehmer, deren Zinsbindungsfrist in den nächsten Wochen abläuft, können jetzt aktiv werden. Auch dann, wenn die Zinsbindung erst in den nächsten Monaten oder gar Jahren endet, kann das heute Zinsniveau genutzt werden. Möglich ist dies durch den Abschluss von Forward Darlehen.
Diese Darlehen sind ebenfalls als Annuitätendarlehen mit festem Zins- und Tilgungssatz konzipiert. Im Unterschied zu klassischen Darlehen erfolgt die Darlehensvalutierung jedoch nicht sofort, sondern erst nach Ablauf einer vorher
vereinbarten Forward-Zeit, die bis zu 60 Monaten betragen kann. Während dieser Zeit werden keine Zahlungen fällig, denn die Rückzahlung beginnt erst mit dem Tag der Darlehensauszahlung. Somit eignen sich Forward Darlehen bestens zur vorzeitigen Prolongation von Darlehen.
Chancen und Risiken von Forward Darlehen
Forward Darlehen zur Anschlussfinanzierung bieten sowohl Chancen als auch Risiken.
Die größte Chance ist dabei natürlich die Tatsache, dass mittels Forward Darlehen das heute niedrige Zinsniveau für die Zukunft gesichert werden kann und Kreditnehmer so hohe Zinskosten einsparen. Hierfür sind nur geringe Aufschläge auf den heute geltenden Zins fällig, die je nach Institut zwischen 0,01-0,04% pro Monat betragen können.. Bei längeren Forward-Perioden kann sich jedoch auch dieser geringe Zinsaufschlag summieren. Bereits bei einer Forward-Zeit von 24 Monaten kann der Aufschlag 0,96% betragen. Weiterhin werden die bei Annuitätendarlehen üblichen Bearbeitungs- und ggf. Wertermittlungsgebühren fällig.
Zudem ist es bei Abschluss eines Forward Darlehens kaum möglich, dessen Lukrativität tatsächlich zu bestimmen, denn ob und in welchem Maße die Zinsen steigen, kann nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden. Sollten die Zinsen anders als erwartet nicht ansteigen, kann das Forward Darlehen dann sogar sehr teuer werden, denn der Kreditnehmer ist zur Abnahme des Darlehens verpflichtet. Andernfalls droht eine Nichtabnahmeentschädigung.