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Für die Ärmsten der Welt:

Das 300-Dollar-Haus soll Wirklichkeit werdenl

Ein 300-Dollar-Haus für die Ärmsten dieser Welt – seit Vijay Govindarajan,
Professor für International Business an der Tuck School of Business in
Dartmouth und Christian Sarkar, Marketingexperte, im August letzten
Jahres ihre Idee im Harvard Business Review Blog vorgestellt haben, hat
sich einiges getan. Im Zuge der unglaublichen Resonanz möchten sie das
Projekt nun weiter vorantreiben und das erste 300-Dollar-Haus
Wirklichkeit werden lassen. Ein bis Ende Mai laufender Wettebewerb soll
verschiedene Prototypen hervorbringen.

Die
United Nations errechneten, dass im Jahr 2010 827 Millionen Menschen in
Slums lebten und schätzen, dass sich die Anzahl bis 2030 verdoppeln
wird. Diesen Ärmsten der Welt zu einem würdigeren Leben zu verhelfen ist
das erklärte Ziel des Projektes „300-Dollar-Haus“.

Prof.
Govindarajan räumt ein, dass der Betrag von 300 Dollar gewählt wurde,
um zunächst Aufmerksamkeit zu erregen. Und doch gründet der Betrag auf
einer gewissen logischen Grundlage, die ihm Muhammad Yunus lieferte.
Yunus, Gründer der Grameen Bank, ermittelte nämlich, dass der
durchschnittliche Wert einer Behausung einer Familie, die gerade der
Armut entkommen ist, bei 370 Dollar liegt. „In jedem Fall ist es gut,
einen Richtwert festzusetzen, auf den hingearbeitet werden kann“,
erklärt Prof. Govindarajan.Das Haus soll als Ökosystem verstanden werden. „Trotz des niedrigen Preises
werden die Häuser über fließendes Wasser und Elektrizität verfügen. Sie
werden eine Community entstehen lassen, die Zugang zu Computer und
Internet sowie zu Telefonen hat und über Wasserfilter, Solarenergie und
saubere Öfen verfügt. Die Häuser werden zu einem gesünderen und
sichereren Leben beitragen und auch den Zugang zu Bildung erleichtern“,
so Govindarajan. „Wir bemühen uns, alle interessierten Personen,
Institutionen und Unternehmen zu vereinigen, um dieses Projekt zu
verwirklichen.“ Und die Idee hat Aufmerksamkeit erregt – so viel Aufmerksamkeit, dass Govindarajan und Sarkar die Webseite www.300house.com ins Leben riefen, die schon mehr als 900 Unterstützer und Berater aus
der ganzen Welt angezogen hat. Diese Fürsprecher des 300-Dollar-Hauses stehen vor drei entscheidenden Herausforderungen: Sie müssen große
Unternehmen von dem Konzept überzeugen, denn nur so können Skaleneffekte
genutzt werden, die die billigen Zielpreise ermöglichen. Darüber hinaus
müssen Mikrokredite in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, denn
300 Dollar stellen eine große Investition dar für Familien, die von
lediglich einigen Dollar pro Tag leben. Ein weiteres Hindernis stellt
die Tatsache dar, dass viele Slum-Bewohner keine Eigentumsrechte
besitzen.

Govindarajan
und Sarkar hoffen, ihr in der Konzeptphase befindliches Projekt mit
großer internationaler Unterstützung schnell vorantreiben zu können. Es
ist geplant, bereits innerhalb von sechs Monaten das erste Dorf als
Pilotprojekt in Indien zu bauen.

Am 26. April hat Govindarajan auf der Webseite einen Wettbewerb für das
Design eines Prototypen ausgeschrieben. Folgende Richtlinien sind zu
beachten: Die Häuser müssen aus robustem, in großen Mengen
produzierbarem Material bestehen und Wasserfilter und Solarkollektoren
beinhalten. Die Besitzer sollten darüber hinaus die Möglichkeit haben,
ihr Haus auszubauen, wenn sich ihre Lebensumstände verbessern. Bis zum
26. Mai können Wettbewerbsbeiträge eingereicht werden. Die Resultate
werden am 31. Mai bekannt gegeben. Der Gewinner erhält ein Preisgeld in
Höhe von 25.000 Dollar (gesponsert von Ingersoll Rand) sowie ein
Stipendium für einen 300-Dollar-Haus Prototyp Workshop.

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