Wie bauen und heizen wir 2000? Dieser Frage ging Prof. Dr. Karl Gertis, Direktor des Fraunhofer Instituts für Bauphysik, Stuttgart, in Hinblick auf das von der Bundesregierung abgegebene Versprechen, bis zum Jahre 2005 den CO2- Ausstoß um 25% zu reduzieren, nach.
Wie bauen und heizen wir 2000? Dieser Frage ging Prof. Dr. Karl Gertis, Direktor des Fraunhofer Instituts für Bauphysik, Stuttgart, in Hinblick auf das von der Bundesregierung abgegebene Versprechen, bis zum Jahre 2005 den CO2- Ausstoß um 25% zu reduzieren, nach.
Laut Gertis stelle dies ein erreichbares Ziel dar, wenn man nur den richtigen Weg einschlägt. Nach seiner Einschätzung muss dabei dem Altbaubestand das besondere Augenmerk gelten. Der Wärmeschutz von Altbauten lasse sich mit markteingeführten Produkten drastisch verbessern und damit der Transmissionswärmeverlust, der in der Energiebilanz so negativ zu Buche schlage, entscheidend verringern.
Gertis warnt davor, sich von energie- und umweltbewusst klingenden Begriffen wie Null-Energiehaus oder energieautarkes Haus "einlullen" zu lassen. Bei allem müsse man immer die Ökobilanz über die gesamte Lebensdauer eines Produktes von seiner Herstellung bis zur Entsorgung oder dem Recycling vor Augen haben. Insofern sieht Prof. Gertis im Null-Heizenergiehaus die Zukunft: Es benötigt keine fossilen Brennstoffe für Heizung und Warmwasser. Zudem ist der notwendige Stromverbrauch für elektrische Geräte sowohl durch an den Bedürfnissen des Nutzers orientierte Planung als auch durch das Nutzverhalten selbst beeinfluss- und damit reduzierbar. An bautechnischen Möglichkeiten jedenfalls muss die Energieeinsparung nicht scheitern. Ein gewisser Nachholbedarf sei eher im Bereich Heizungsanlagentechnik auszumachen.
Dass energiesparendes Bauen nicht gleich teures Bauen sein muss – das beweist beispielsweise das größte Niedrigenergiehaus Europas in Wien: ein Komplex mit 300 Wohnungen in Ziegelbauweise errichtet. Bilanziert wurde hier ein Heizwärmebedarf von 40 kWh/m2a. Einschließlich Luxuskomponenten wie Schwimmbad auf dem Dach im 7. Stock, Saunen, Kindergarten und Supermarkt liegt dort der Quadratmeterpreis bei nur DM 1.820.-. Rechnet man den Luxus aus, nur noch bei DM1.510,-.
Oder auch das Reihenhausprojekt des Sozialen Wohnungsbaus in Bochum-Werne. Dort entstanden im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie sowie der Ziegelindustrie als Demonstrationsbauvorhaben neun Häuser in Ziegelmassivbauweise und Niedrigenergiehaus Standard. Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts mit genauen Messungen und Untersuchungen erfolgte über Gertis´ Büro. An diesem Projekt, so Gertis, erkenne man ganz deutlich die Nutzerabhängigkeit. Bereits kleinste Störgrößen – ein Kater, für den die Balkontür den ganzen Tag über einen Spalt offen steht – wären hier deutlich ins Gewicht gefallen und hätten erhebliche Auswirkungen auf die Heizwärme-Bilanz gehabt.
Grundsätzlich sieht Gertis keinerlei Gegensatz in energiesparendem und kostengünstigem Bauen. "Man muss das Energiespar-Konzept nur geschickt in einem frühen Planungsstadium mit in die Planung hineinführen. Für mich ergänzen sich die beiden Parameter in hervorragender Weise. Niedrigenergiehäuser sind Stand der Technik und mit marktüblichen Bauprodukten der Bau- und Anlagetechnologie ausführbar – nicht erst im Jahr 2005, sondern bereits heute bei Planung des nächsten Objekts. Die Zukunft gehört dem Null-Heizenergiehaus, nicht dem Null-Energiehaus und auch nicht dem energieautarken Haus."
WWW
Die klimaton IG und ihre Mitgliedswerke im Netz:
www.klimaton.de
www.ziegelwerk-englert.de
www.gima-ziegel.de
www.schaetz-penning.de
www.schmid-ziegel.de
www.venus-tonwerk.de
www.zvs-ziegel.de
Die Entwicklung des Heizenergieverbrauchs im Wohnungsbau unterteilt Prof. Gertis in 5 Stufen:
Stufe IAltbau früher 300 bis 400 kWh/m2aStufe IINeubau gemäß WSVO 150 bis 200 kWh/m2aStufe IIINiedrigenergiehaus (NEH) heute 50 bis 80 kWh/m2aStufe IVNiedrigenergiehaus künftig (Ultrahaus) 20 bis 40 kWh/m2aStufe VNull-Heizenergiehaus, Null-Energiehaus, Energieautarkes Haus