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VPB rät: Nach „Emma“ Sturmschäden schnell beheben

BERLIN. „Emma“ hat es wirklich in sich gehabt. „Nach diesem schweren Orkan

müssen Hausbesitzer ihre Dächer und Fassaden sorgfältig prüfen“, mahnt Thomas

Penningh, Bausachverständiger und Vorsitzender der Verbands Privater

Bauherren (VPB). „Solche Stürme entwickeln enorme Kräfte. Sie lockern auch

schwere Dachziegel, heben sie an und verschieben sie. Damit ist das Dach

nicht nur offen für Regen, sondern auch eine Gefahr für die Allgemeinheit“, warnt der Experte, „denn Ziegel, die nicht mehr sicher liegen, können abstürzen und Menschen verletzen. Hier sind die Hausbesitzer in der Pflicht“

Stark beansprucht werden von schweren Stürmen ebenfalls Fassadenverkleidungen. Häufig lösen sich Schindeln oder sogar Bretter aus dem Giebelfeld. Rings um Dachgauben können sich Teile lockern. „Auch hier wird dem Regen der Weg ins Hausinnere erleichtert, und natürlich können solche Bauteile beim Herunterfallen gefährlich werden“, resümiert Thomas Penningh oft unterschätzte bautechnische Probleme.

In viele Dachgeschosse trieb „Emma“ an diesem Wochenende den Regen. Hässliche Flecken an blütenweißen Dachschrägen zeugen vom Malheur. „Auch Dächer, in die es seit Jahren oder noch nie hinein geregnet hat, haben jetzt ein Leck. Grund dafür ist die Mischung aus extrem viel Regen und starken Windböen“, erläutert der Bausachverständige. „Normalerweise läuft auf dem ordentlich gedeckten Dach das Regenwasser auf der lückenlos geschlossenen Oberseite ab. Wenn die Dachneigung stimmt, dann folgt es einfach der Schwerkraft. Auch große Wassermassen können so problemlos abfließen. Kommt aber starker, böiger Wind hinzu, oder auch viel Hagel, der den Wasserablauf kurz blockiert, dann kann das Regenwasser hoch und unter die geschlossene Ziegeldecke gedrückt werden. Dort bahnt es sich dann seinen Weg ins Innere, vorzugsweise an Ecken, Gauben und rings um Dachflächenfenster. Das ist an

sich kein Grund zur Panik, denn solche Stellen bereiten nach dem Unwetter meist viele Jahre lang keine Probleme mehr, erst wieder beim nächsten Orkan, bei dem Wassermenge und Windrichtung erneut unglücklich zusammentreffen.

„Trotzdem dürfen diese Wasserschäden keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden“, warnt der Bauexperte, „denn oft durchnässt das eingedrungene Regenwasser die im Dach liegende Wärmedämmung.“ Das bringt zwei schwerwiegende Probleme mit sich: Zum einen isoliert nasser Dämmstoff nicht mehr, im Gegenteil, er wird sogar zum Wärmeleiter. An nassen Stellen geht also Energie verloren. Das zweite Problem ist noch gravierender: Die nasse, an Holzbauteilen anliegende Wärmedämmung behindert das Trocknen des Holzes. Bleibt das Holz aber länger nass, kann es faulen und wird zum Nährboden für Pilze. Auch bei undichter Dampfbremse un  durchfeuchteter Dachkonstruktion kann sich Schimmel bilden und über Risse und Lücke   in der inneren Wandbekleidung in die Raumluft gelangen. Damit ist nicht zu spaßen, warnt der VPB: Schimmel kann die Gesundheit gefährden.

Der VPB rät deshalb: Feuchte Stellen im Dach unbedingt in den nächsten Tagen kontrollieren und reparieren lassen! Sonst werden aus kleinen Ursachen teure Bauschäden. „Bester Partner“, rät Thomas Penningh, „sind immer die Handwerksfirmen vor Ort. Am besten diejenige fragen, die das Dach gebaut, gedeckt und gedämmt hat.“

Problematisch sind auch Bäume, die nah am Haus stehen. Bei extremem Wind scheuern deren Äste oder Spitzen an Fassaden und Regenrinnen. Dabei können Bauteile beschädigt und gelockert werden. „Auch hier muss der Hausbesitzer sorgfältig kontrollieren, was der Sturm zerstört hat.“

„2007 hat der Gesetzgeber auf die Klimaänderungen reagiert und neue Berechnungen für die Windlast eingeführt. Damit sind die Anforderungen an die Windsicherung höher geworden“, erläutert Sachverständiger Penningh. „Dies gilt aber nur für neue Dächer. Alte Dächer, die noch nicht den aktuellen klimatischen Bedingungen entsprechend berechnet wurden, müssen umso sorgfältiger kontrolliert und instand gehalten werden.“

Checkliste:


  • Dach prüfen: Sitzen alle Ziegel noch fest und bündig in den Falzen?• Sind die Ziegel noch vermörtelt. Sind die Sturmklammern noch vorhanden?
  • Hat das Dach überhaupt Sturmklammern?
  • Sind die Dachziegel unbeschädigt (feuchte Stellen innen weisen auf Dachschäden hin)?
  • Hat „Emma“ Schindeln oder Verkleidungen an Gauben oder Giebeln gelockert,

    die jetzt laut klappern? Befestigen lassen!

  • Hat sich noch ein Rest Herbstlaub in den Regenabflüssen gesammelt und

    verstopft nun den Abfluss? Entfernen!

  • Sitzen die Schneefanggitter noch fest?
  • Sind beim Flachdach alle Abflüsse frei oder hat sich letztes Herbstlaub

    dort verfangen? Auch Flachdach der Garage prüfen.

  • Sind die Regenrinnen und Fallrohre noch in Ordnung, oder haben Äste

    und Bäume daran gescheuert?

  • Sitzt die Solaranlage noch fest oder hat sie Schaden genommen?
  • Sitzen die Leitungen der Blitzschutzanlage noch fest auf First und

    Gauben?

  • Ist irgendwo viel Wasser an der Fassade herunter gelaufen? Prüfen, ob

    es sich durchgedrückt hat, beispielsweise unter Fensterbrüstungen oder

    an Fenstern und Türen?

  • Ist die Holzverkleidung an einigen Stellen durchnässt? Ursache und

    Auswirkung abklären

  • Nach Stromausfall: alle elektrischen und elektronisch gesteuerten Bauteile

    kontrollieren, wie etwa Hebeanlagen. Auch automatische Rollladenheber

    und andere Timer wieder neu justieren.

  • Balkontüren, Fenster, Rollläden und deren Führungsschienen prüfen.

    Starker, vor allem böiger Wind kann sie aus der Verankerung reißen.

  • Gartenzäune und Mauerkronen auf Standfestigkeit prüfen. Auch dort können

    sich Abdeckziegel lockern.

Weitere Infos: www.vpb.de

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