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Immobilien Jahrbuch 2012 ist erschienen:

Experten warnen vor überbordendem Optimismus

Branchenrelevante Themen im Fokus: Immobilien-Konjunktur, Politik, Trends und Märkte

Mittlerweile im achten Jahr haben die Herausgeber Robert  Ummen und Sven R. Johns wieder ihr aktuelles Immobilen Jahrbuch mit 40 Beiträgen zu den Themenfeldern Immobilienpolitik, Immobilienkonjunktur und Immobilienbranche veröffentlicht.  Renommierte Autoren stellen darin aktuelle Trends und zukünftige Entwicklungen des deutschen Immobiliemarkts dar.

Die Herausgeber Robert Ummen und Sven R. Johns blicken trotz guter Basisdaten skeptisch auf den Jahresverlauf. „Der Immobilienmarkt 2012 wirkt angesichts der positiven Entwicklungen aller Segmente und dem kontinuierlichen Kapitalstrom unerschütterlich und stark,“ kommentiert Robert Ummen. „Gleichzeitig jedoch mehren sich Anzeichen für einen Wirtschaftsabschwung, der die Immobilienwirtschaft zeitverzögert – erfahrungsgemäß um ein halbes Jahr versetzt – erreichen dürfte.“

Auseinanderdriften der Segmente: Einerseits struktureller Büroleerstand, andererseits weiterhin starke Nachfrage nach Wohnimmobilien

Prof. Dr. Tobias Just, wissenschaftlicher Leiter des IRE|BS Immobilienakademie, prognostiziert ein „seltsames Immobilienjahr“. Vor dem Hintergrund einer drohenden Rezession und den Bemühungen um Währungsstabilität „die Asymmetrie zwischen starken und schwachen Mitgliedern im Euroraum zu gegensätzlichen Entwicklungen von Wohnungs- und Gewerbeimmobilienmärkten in Deutschland“. So wird die Nachfrage nach deutschen, weil wertstabilen, Wohnungen weiterhin hoch bleiben. „Eine Jagd nach Sicherheit, die den Preisauftrieb weiter befeuert, ist jedoch ein Risiko für die mittelfristige Entwicklung, denn die Wohnungspreise in Deutschland werden dadurch volatiler, und Volatilität ist nur in der Aufwärtsphase ein Segen“, erläutert Just.

Auch Prof. Dr. Michael Lister, Inhaber des Lehrstuhls für Finanzen, Banken und Controlling, School of Management and Innovation, Steinbeis-Hochschule, Berlin, konstatiert einen  „Run auf deutsche Zinshäuser – vor allem in den Metropolen“, der in einem Sicherheitsbedürfnis von Investoren und Anlegern begründet ist. „Steigende Mieten und Kaufpreise, ein historisch niedriger Zinsstand und die positive, aber unzureichende Entwicklung der Bautätigkeit steigern die Attraktivität der Zinshausmärkte, die derzeit durch die Erhöhung der Grunderwerbssteuer in den meisten Bundesländern belastet wird.“ Positive Ertragsaussichten machen den Markt zukünftig nicht nur für institutionelle Investoren, sondern auch für Mittelständler und Stiftungen interessant.

Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, Forschungszentrum Generationenverträge am Institut für Finanzwissenschaft der Universität Freiburg, verdeutlicht, dass ein kurzfristiger massiver Wertverlust aufgrund rückläufiger Nachfrage nach dem gegenwärtigen Immobilienbestand, wie er angesichts abnehmender Bevölkerungszahl in Deutschland prognostiziert wird, nicht zu erwarten ist. Vielmehr führt der „anfänglich moderat verlaufende, absolute Schrumpfungsprozess zu einer Nachfrageverminderung, allerdings wird die immer älter werdende Bevölkerung mit ihrem überproportionalem Wohnraumbedarf diese Ausfälle mehr als kompensieren.“ Erst ab 2035 ist ein moderater Rückgang der Nachfrage zu erwarten.

Als gesamtgesellschaftliche Herausforderung für die deutsche Immobilienwirtschaft wird dagegen der strukturelle Büroleerstand gesehen, der auf der nachlassenden Nachfrage nach Bürogebäuden bei gleichzeitig fortgesetzter Neubautätigkeit basiert. So warnt Prof. Dr. Michael Voigtländer, Leiter Kompetenzfeld Immobilienökonomik, IW Köln, vor einer weiteren Verschärfung der Problematik und fordert, dass „in Phasen anziehender Nachfrage zunächst der Leerstand abgebaut werden sollte.“ Als Lösungsansätze schlägt er flexible Nutzungskonzepte, die Schaffung einer höheren Markttransparenz durch Verbesserung und Vereinheitlichung der Datenlage und freiwillige Kooperationsmodelle vor.

Neues Instrument für makroprudentielle Aufsicht des EU-Finanzsystems

Peter Praet, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, stellt in seinem Beitrag zu Immobilienzyklen und Finanzmarktstabilität die Bedeutung einer makroprudentiellen Aufsicht für die Identifizierung von Immobilienblasen und die Rolle der Politik heraus. Für die Überwachung von Immobilienzyklen und Abschwächung von kreditbefeuerten Booms wurde der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) gegründet, der Banken, nationale und europäische Finanzkontrollen und die Europäische Kommission zusammenbringt. „Während eine ‚blasenfreie’ Welt unrealistisch, kann die Implementierung einer makroprudentiellen Perspektive die Wahrscheinlichkeit von letztendlich kostenintensiven Booms signifikant reduzieren.“

Die Bandbreite der Buchbeiträge reicht von den Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise bis hin zur Analyse der einzelnen Marktsegmente und Assetklassen. Diskutiert werden ferner Entwicklungen an den Märkten der offenen und geschlossenen Immobilienfonds sowie aktuelle Transparenz- und Bewertungsanforderungen. Die Markteinschätzungen führender deutscher Immobilienjournalisten ergänzen die Themenpalette.

Robert Ummen / Sven R. Johns (Hrsg.), Immobilien Jahrbuch 2012 – Analysen, Trends, Perspektiven. IVD Service GmbH, ISBN 978-3-00-037779-2, 208 Seiten, 29,80 Euro

erhältlich im  im IVD-Webshop unter www.ivd-webshop.net

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