StartArchivSicher eingedeckt - Kopfklammern sind unzulässig / Formatbedingte Sonderlösung für Großflächenziegel

Sicher eingedeckt – Kopfklammern sind unzulässig / Formatbedingte Sonderlösung für Großflächenziegel

Die Sturmschäden zu Jahresanfang zeigten überdeutlich, dass es bei Eindeckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen wesentlich auf die sorgfältige Befestigung der Pfannen ankommt. "An Dachrändern, bei Dachneigungen ab

Die Sturmschäden zu Jahresanfang zeigten überdeutlich, dass es bei Eindeckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen wesentlich auf die sorgfältige Befestigung der Pfannen ankommt. "An Dachrändern, bei Dachneigungen ab 65 Grad und extremen Standort-Bedingungen (Unterwind, Sog) müssen alle einzeln gesichert werden", stellt Oliver Kortendieck, Anwendungsberater der Dachziegelwerke Nelskamp fest. Und bei Großflächenziegeln ergeben sich formatbedingte Besonderheiten.

Flächenziegel oder -Dachsteine werden nicht immer komplett mit Klammern gesichert. Ihr Eigengewicht, die Überdeckung durch Nachbarpfannen und Aufhängenasen verhindern ebenfalls ein Verrutschen und Herabfallen. Die Anzahl der nötigen Befestigungspunkte pro Quadratmeter ergibt sich aus der Berechnung der Windlast Nach DIN 1055-4. Sind Klammern in der Fläche nötig, werden Großflächenziegel generell geklammert. "Werden zum Beispiel für ein 14er Format sieben Klammern gebraucht und so jeder zweite Ziegel befestigt, ergibt sich für einen Flachdachziegel wie Nibra F 7/18° bei einem Bedarf von rund 7 Stück pro qm, dass jede einzelne Pfanne gesichert werden muss. Und zwar ausschließlich mit Seitenfalzklammern im Fußbereich. Die früher verwendeten Kopfklammern genügen den heutigen Regeln nicht mehr und sind darum unzulässig", erläutert Dachdeckermeister Kortendieck.

Vorsicht Dachkanten!
Grate, First und Ortgang – die Dachkanten sind bei Stürmen besonders gefährdet. Deshalb müssen – nach den Regeln des Deutschen Dachdeckerhandwerkes – diese Teile mechanisch gesichert werden. Die Befestigungsmittel haben dabei einer Windkraft von 0,60 kN/m (senkrecht zum Dachrand) standzuhalten.

Die DIN 1055-4 beschreibt auch die Einteilung der Dachfläche in Rand-, Eck- und Flächenbereiche. Danach gilt: Ihre Breite beträgt mindestens einen Meter, bzw. 1/8 der kurzen Dachgrundriss-Linie. Dieser Bereich kann zum Beispiel für Wohngebäude auf zwei Meter begrenzt werden. Auch alle Dachdurchdringungen gelten als Randbereiche, dazu Traufen, Kehlen, Knicke, Gauben und Wandanschlüsse.

Am First kann der Wind ungebremst angreifen. Daher werden Firstziegel bzw. -steine traditionell entgegen der Hauptwindrichtung verlegt – ein ungeschriebenes Gesetz im Dachdeckerhandwerk, das häufig auch bei Trockenfirsten Anwendung findet.

Firstbauteile werden einzeln mit Schrauben, Klammern oder Nägeln an der Unterkonstruktion befestigt.

Konische Firstziegel/-steine müssen einander um mindestens 40 Millimeter überdecken, bei verfalzten Bauteilen geben die Falze den Überdeckungsbereich vor.

Die Eindeckung von Graten erfolgt analog. Beim Pultdach müssen auch die Pultabschlussziegel mit Schrauben (Holzschrauben, 4,5 mm, 24 mm tief) versehen werden. Andere Befestigungsmittel sind nachzuweisen.

Zusatzklammern für linke Ortgänge
Für Ortgänge bieten die Hersteller spezielle Formbauteile an, die sich in der Praxis bewährt haben. Vor allem linke Ortgang-Kanten sind bei Sturm besonders gefährdet. Ihnen fehlt der Halt durch das Gewicht der überdeckenden Bauteile. Während rechts bei Bedarf zusätzlich mit Seitenfalzklammern gearbeitet werden kann, ist das links nicht möglich.

Generell werden Ortgangbauteile verschraubt (ebenfalls 4,5 mm Holzschrauben, 24 mm tief). Bei einer Decklänge von ca. 30 cm ergeben sich bei klein- und normalformatigen Dachziegeln (oder Dachsteinen) ca. drei Befestigungspunkte pro Meter.

Kortendieck: "Nelskamp bietet für ihre Nibra-Großflächenziegel mit einer Decklänge von bis zu 50,4 cm* und einem Bedarf von acht Stück oder weniger pro qm eine spezielle Verklammerung an. Neben der normalen Verschraubung wird durch eine zusätzliche Öffnung im Ortgangziegel eine weitere Schraube mit einer Metallklammer befestigt – insgesamt also vier Befestigungspunkte. Die Klammer rastet in einen speziellen Schlitz im überdeckenden Ortgangziegel ein und hält diesen unter Spannung. Ortgangziegel sind also sowohl im Kopf- als auch im Fußbereich gesichert." Damit sind die Anforderungen der Fachregeln (Kraftaufnahme der Befestigung 0,6 kN/m senkrecht zum Ortgang) mehr als erfüllt.

Großflächenziegel erfordern – selbst wenn ihre Handhabung generell nur leicht variiert – spezielle Überlegungen in Bezug auf die Sturmsicherung, besonders an Dachrändern wie dem linken Ortgang. "Die Einhaltung der Fachregeln des deutschen Dachdeckerhandwerks, zusammen mit den Herstellerangaben bzw. Verarbeitungsvorschriften, ist in jedem Fall Voraussetzung für ein sturm- und regensicheres Dach", erläutert der Nelskamp-Experte.

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