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Rotes Dach in grünem Tann…

Satteldächer mit Zeltdach-Hälften: Unübliche Gebäude-Grundrisse führen in der Regel zu außergewöhnlichen Dächern – zum Beispiel im Harz: Im größten Kräuterpark Europas erhielt das Gebäude eine wunderschöne Dachlandschaft. Mehrere Satteldächer und drei Zeltdach-Hälften spiegeln die Objektform wider. Die Eindeckung mit ihrer gleichmäßigen Struktur beruhigt die Ansicht der kleinteiligen, modularen Dachfläche. Aus der Ferne erkennen nur Fachleute, dass hier der größte Ziegel der Welt, der „Nibra DS 5“ von Nelskamp, verlegt wurde

Satteldächer mit Zeltdach-Hälften: Unübliche Gebäude-Grundrisse führen in der Regel zu außergewöhnlichen Dächern – zum Beispiel im Harz: Im größten Kräuterpark Europas erhielt das Gebäude eine wunderschöne Dachlandschaft. Mehrere Satteldächer und drei Zeltdach-Hälften spiegeln die Objektform wider. Die Eindeckung mit ihrer gleichmäßigen Struktur beruhigt die Ansicht der kleinteiligen, modularen Dachfläche. Aus der Ferne erkennen nur Fachleute, dass hier der größte Ziegel der Welt, der „Nibra DS 5“ von Nelskamp, verlegt wurde.

Das Grundstück am Ortsrand von Altenau übte auf den Kräuter-Kenner Erich Jürgens und seine Frau besonderen Reiz aus. Auf der Wiese am Hang und um den kleinen Teich wuchsen zahlreiche einheimische Kräuter – völlig unbeachtet von Spaziergängern. Das inspirierte Jürgens zum Bau des Kräuterparks.

Heute setzt die hellrote Dachfläche des Gebäudes – ohne fremd zu wirken – einen Kontrast zur grünen Umgebung. Sie ist vom oberen Parkteil komplett zu sehen. Jürgens entschied sich für den Großflächenziegel „Nibra DS 5“ (rot-engobiert) mit glatter Oberfläche, damit der Schnee gut abrutscht.

Zickzack-Bau mit drei Erkern
Das ausgefallene Dach mit Kehlen und Türmen fügt sich harmonisch ins Gelände ein. Seine Gesamtansicht wirkt belebend, aber nicht aufdringlich. Holz- und Glas-Fassaden strahlen Wärme, Offenheit und Freundlichkeit aus. Neben dem Bistro in einem Erker und dem Eingangsbereich zum Park, bestimmt eine offene Verkaufsgalerie den Gebäudetrakt. Selbstgeröstetes Curry-Pulver finden die Besucher hier genau so wie den Altenauer Kräuterschnaps oder aromatisierte Öle und Heilsalben. Der hintere Geländeteil wird zur Anzucht der Kräuter genutzt, die im Park wachsen und auch verkauft werden.

Den ungewöhnlichen Grundriss – fünf zickzack-förmig angeordnete Abschnitte ergeben einen Bogen – lockern drei Module mit Erker auf. Die Form spiegelt sich in der Dachkonstruktion wider: Die Hauptgebäude bekamen flach geneigte Satteldächer, je ein halbes Zeltdach mit sechs Walmen schmückt die Anbauten. Diese kleinen Dachtürme beleben die Gesamtansicht.

„Die Dachflächen konnten, trotz der vielen Details, mit den großen Ziegeln schnell und wirtschaftlich eingedeckt werden,“ berichtet Dachdeckermeister Matthias Fricke aus Clausthal-Zellerfeld. „Engobierte, glatte Oberflächen lassen die im Harz typischen Schneemassen gut abgleiten,“ ist Bauherr Jürgens überzeugt. Mit 25 Grad ist das Dach relativ gering geneigt und sorgt dafür, dass sich die Schnee-Last gleichmäßig verteilt. Kein Problem bereitet die Regensicherheit: „Der Nibra DS 5 kann bis zu einer Dachneigung von 22 Grad ohne Zusatzmaßnahmen verlegt werden,“ erklärt Oliver Kortendieck, Anwendungstechniker bei Nelskamp.

Das wirtschaftliche Format des Großflächenziegels –Quadratmeterbedarf rund sechs Stück – benötigte weniger Latten. Zusätzlich erlaubte das umfangreiche Zubehör von First- und Ortgang- bis zum Walmziegel eine schnelle Verlegung. Die Eindeckung der 600 Quadratmeter Dachfläche wurde innerhalb eines Monats abgeschlossen.

Da der Kräuterpark seine Tore auch im Winter für Spaziergänger öffnet, musste das unkontrollierte Abrutschen von Schnee verhindert werden: Schneefang-Balken sichern die Besucher auf der Terrassenseite vor Lawinen.

Bauphasen mit Hindernissen
Jürgens weiß, wovon er spricht – egal ob es um den Bau oder Kräuter geht. Besonders stolz ist er auf die Erker in urtümlicher Holzbauweise mit großen Fensterfronten, die seine Vision von der Wirkung des Parks aufgreifen. Der ehemalige Bauunternehmer interessiert sich schon lange für Heil- und Gewürzpflanzen und kann genau erklären, welches Kraut wie hilft. Vieles, was bei ihm wächst, hat er bei seinen zahlreichen Reisen gefunden.

Noch während der ersten Bauphase ließ Jürgens die Arbeiten stoppen und den bis dahin geplanten zwei Erker-Modulen ein drittes, den rechten Flügel, nachträglich zufügen. „So bekommt des Haus mehr Symmetrie, es wirkt ausgeglichen,“ erklärt Jürgens. Der frühe Wintereinbruch mit viel Schnee stoppte die Bauarbeiten erneut. Daher begannen die Dacharbeiten erst im Juni 2004.

Zeitgleich zu den Abschlussarbeiten am Dach wurden die Beete, Wege und ein Wasserlauf angelegt. Damit die Pflanzen besser gedeihen, sind einige Anlagen mit Splitt bestreut, der die Wärme speichert.

Gedämmt von oben – Charme von innen
Alle Dachteile wurden mit einem 120 Millimeter Aufsparren-Dämmsystem (PIR) versehen. So bleibt die Unterkonstruktion der Holzbalken sichtbar und unterstützt das urige Ambiente des Gebäudes auch von innen. Besonders reizvoll: die zwischen den Sparren mit Holz verkleideten Decken in den Erkern. Hier laufen die Balken strahlenförmig auseinander und in der Spitze geben sie den Erkern die Höhe, die offenen Raum schafft.

Bautafel:
Bauherr: Erich Jürgens, 38707 Altenau/Harz
Bauplanung: Kurbetriebsgesellschaft „Die Oberharzer“ GmbH, 38707 Altenau
Dacharbeiten: Grunewald Gebr. Fricke GmbH & Co. KG, 38678 Clausthal-Zellerfeld
Eingedeckte Dachfläche: 600 Quadratmeter
Dachdeckungsmaterial: Nibra DS 5, rot engobiert
Reine Verlegekosten: rd. 3.300 Euro
Dachziegel-Lieferant: Dachziegelwerke Nelskamp,
Werk Nibra Dachkeramik, 39328 Groß-Ammensleben
Technische Beratung: Carsten Lange, Dachzie­gelwerke Nelskamp

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